Kommentar | Schweiz
Kein Verzicht auf Kernenergie
Vier Jahre nach der Katastrophe von Fukushima kehrt Japan zur Atomenergie zurück. Ministerpräsident Shinzo Abe will alle Kernkraftwerke im Land wieder hochfahren, welche die neuen Sicherheitsrichtlinien erfüllen. In einer Analyse kam die japanische Regierung zum Schluss, dass der Unfall seinerzeit nicht passiert wäre, wenn in der Anlage von Fukushima die internationalen Sicherheitsstandards eingehalten worden wären. Japan hofft, dass damit die Energiekosten wieder sinken. Diese sind nach dem Abschalten aller AKWs um 20 bis 30 Prozent gestiegen. Der japanische Entscheid mag in unseren Breitengraden viel Erstaunen und auch Kopfschütteln auslösen, die Internationale Atomenergie-Organisation erwartet aber weltweit eine bedeutende Zunahme der Kernenergienutzung. So sind heute global über 160 Kernkraftwerke in der Projektierungs- oder Bewilligungsphase. Eines der Länder, das nach 2011 all seine AKWs stillgelegt hatte und konsequent auf die Energiewende setzt, ist Deutschland. Die Sonnen- und Windenergie wird in unserem nördlichen Nachbarland gegenwärtig mit 20 Milliarden Euro jährlich subventioniert. Von der dadurch bedingten subventionierten deutschen Stromschwemme sind unter anderem unsere Schweizer Wasserkraftwerke betroffen, die schlecht rentieren. Allen Schweizern, die trotzdem neugierig, neidisch gen Norden blicken, sei gesagt: Die deutsche Energiepolitik zum Beispiel nehmen? Ja, aber als ein schlechtes. In Deutschland selber mehren sich Stimmen, welche die Energiepolitik als teuer, unwirksam oder schlicht als Desaster bezeichnen. Die Strompreise für deutsche Haushalte sind laut OECD zwischen 2000 und 2013 inflationsbereinigt um 80 Prozent gestiegen. Diese Fakten sollten sich auch Schweizer Politiker vor Augen führen, die nach dem «Fukushima-Schock» eine Energiewende proklamierten, ohne abzuschätzen, wohin genau dieses populistische Schönwetterprojekt führt. Solarzellen auf dem eigenen Hausdach mögen gerade im sonnigen Wallis sicher sinnvoll sein. Doch schaffen ein paar Solarpanels oder Windräder mehr noch lange keine Energiewende. Die einfache, unbequeme Wahrheit lautet: Solar- und Windenergie sind noch nicht ausgereift, um die Atomenergie zu ersetzen. Deshalb kann auch die Schweiz aus wirtschaftlicher Vernunft in den nächsten 50 Jahren kaum auf Kernenergie verzichten.
Frank O. Salzgeber
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