Wirtschaft | Oberwalliser Betriebe im Porträt. Heute: Walmonag

«Wir können uns unfaire Löhne nicht leisten»

Im Personalbüro. Sandro Mäusli und Kerstin Wenger von der Walmonag vermitteln täglich Stellen im Oberwallis.
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Im Personalbüro. Sandro Mäusli und Kerstin Wenger von der Walmonag vermitteln täglich Stellen im Oberwallis.
Foto: 1815.ch

Quelle: 1815.ch 21.04.16 0
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Walmonag, der älteste regionale Personalvermittler, feiert in diesem Jahr sein 30-jähriges Bestehen. Im Gespräch erklären Geschäftsführerin Kerstin Wenger und Aussendienstberater Sandro Mäusli die aktuellen Entwicklungen im Temporärbereich.

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An der Kreuzung der Kantonsstrasse zur verkehrsfreien Visper Bahnhofsstrasse, nur wenige Schritte vom grössten Fussgängerstreifen im Lonzastädtchen entfernt, liegen die Räumlichkeiten der Walmonag. In einer beschaulichen Altbauwohnung beschäftigen sich täglich drei Mitarbeitende mit den unterschiedlichsten Dienstleistungen rund um die Personalvermittlung. «Ursprünglich lag unser Sitz in Baltschieder. Vor bald zwanzig Jahren sind wir dann aber nach Visp umgezogen», sagt Geschäftsführerin Kerstin Wenger. Visp sei ein idealer Standort, das Einzugsgebiet gross und das Büro für die Kundschaft gut erreichbar.

300 Arbeiter in «Ausleihe»

Die Erreichbarkeit der Räumlichkeiten komme den Arbeitsuchenden entgegen, die sich vor Ort für eine Stellenvermittlung einschreiben. «Wir tragen dabei jeweils alle nötigen Informationen zur Person, inklusive Lebenslauf, zusammen und gehen mit dem Dossier im Anschluss auf die Suche nach geeigneten Stellen», betont Sandro Mäusli, Aussendienstberater bei der Walmonag und früherer EHC-Visp-Spieler. Das Unternehmen agiert in erster Linie als Vermittler von Temporärstellen, mit Schwerpunkt Bauhaupt- und -nebengewerbe sowie Industrie. Und das schweizweit, mit besonderem Fokus auf das Oberwallis.

Daneben ist die Walmonag im sogenannten Payrolling aktiv. Hierbei wir die gesamte Personalbetreuung von Kunden übernommen, von der Rekrutierung bis zur Pensionierung. Auch im Angebot steht ausserdem die Feststellenvermittlung in den verschiedensten Branchen. «Im Vergleich zur Deutschschweiz ist die Feststellenvermittlung im Wallis aber eher selten. Dort haben Firmen auf bestimmte Stellen bis zu 600 Bewerbungen, was administrativ einigen Aufwand mit sich bringt.» Immer mehr Firmen lagern Bewerbungsverfahren deshalb an spezialisierte Personalbüros aus.

Lohndumping als Imageproblem

Im Temporärbereich sind die meisten Arbeiter aufgrund der Ausrichtung des Unternehmens auf das Bau- und Industriegewerbe männlich. «Aktuell kommen über uns rund 300 temporäre Mitarbeitende zum Einsatz. Einige haben nur kurze Einsätze, andere arbeiten eine ganze Saison lang», erklärt Wenger. Sei eine Kundenfirma mit der geleisteten Arbeit zufrieden, bestehe die Möglichkeit, die Leute nach drei Monaten fix anzustellen – ohne zusätzliche Kosten. «Die Arbeiter selbst erhalten Löhne, die sich nach dem geltenden Gesamtarbeitsvertrag richten, inklusive Vorsorge-, Ferien- und Weiterbildungsleistungen», wie Wenger und Mäusli betonen. «Wir können uns unfaire Löhne, die nicht dem Mindestlohn entsprechen, als Personalbüro nicht leisten.»

Nichtsdestotrotz sei Lohndumping in der Branche ein Thema. So auch beim Verband der Personaldienstleister swisstaffing, in dessen Vorstand Kerstin Wenger einsitzt. Wenger geht auf das Ganze gesehen von einem verschwindend kleinen Bruchteil an Arbeitern aus, die in der Schweiz unter dem gesetzlichen Mindestlohn arbeiten. «Wenn aber nur ein Promille von allen Lohndumping betreibt, wirft das ein schlechtes Licht auf die Branche und führt zu Vorurteilen. Zumeist erfolgen solche Fälle über dubiose Büros, die heute aufgehen und morgen wieder geschlossen werden.» Als etabliertes Personalbüro werde man heute laufend von verschiedenen Stellen kontrolliert – ein Betrug sei ausgeschlossen.

Spürbarer Fachkräftemangel

Eine Herausforderung, die auch den Temporärbereich betrifft, ist der aktuell herrschende Fachkräftemangel. «Wenn etwa gelernte Schweisser oder Dachdecker gesucht werden, sind Personen mit Diplomen gefragt», beschreibt Mäusli die Situation. «Solche Leute sind in der Schweiz aber eher mager gesät. Im Gegensatz zu Handlangern, bei denen wir zumeist genügend Kandidaten haben.» Fehlende Fachkräfte würden deshalb auch im näheren Ausland rekrutiert, zuletzt etwa in Ungarn, in der Slowakei oder in Polen. Nicht selten stellen bereits rekrutierte Arbeiter weitere Kontakte in ihren Heimatländern her. «Signalisiert man ihnen Bedarf, klingeln gleich die Handys. Das ist dann fast wie eine Buschtrommel.»

Generell spüre man innerhalb der Branche in den letzten Jahren einen eindeutigen Trend hin zu mehr Temporärarbeit. «Viele Firmen, so etwa im Bauwesen, wollen kein Risiko mehr eingehen, indem sie Personal fest anstellen. Man stellt vermehrt temporäre Mitarbeiter an», erklärt Mäusli. Inzwischen arbeiten schweizweit bereits 300'000 Menschen temporär, welche insgesamt 6,1 Milliarden Franken erwirtschaften. Ein Dämpfer für die Region sei aber die Annahme der Zweitwohnungsinitiative gewesen. «Die Auswirkungen sind zunehmend auch bei uns spürbar. Es ist schwer abzuschätzen, wie sie sich im Endeffekt auf die heimische Bauwirtschaft auswirken wird. Viele Zweitwohnungsobjekte sind derzeit noch in Bau.»

Vom Personalbüro zum Firmentester

«Wir wollen uns stetig weiterentwickeln und bieten neu auch ein Mystery Shopping an», weist die Geschäftsleiterin auf ein aktuelles Projekt des Unternehmens hin. «Es ist derzeit in Aufbau.» Beim sogenannten Mystery Shopping werden Unternehmen aller Art nach vorgegebenen Drehbüchern getestet, sei dies nun eine Tankstelle, ein Blumenladen oder ein Hotel. «Testpersonen besuchen den Betrieb und testen je nach dessen Art zum Beispiel Beratung, Service oder Sauberkeit. Die Auftraggeber wissen nicht, wer zu welchem Zeitpunkt als Tester vorbeikommt.» Als Personalbüro sei die Walmonag dazu prädestiniert, die dafür benötigten Testpersonen zu rekrutieren.

30 Jahre Vermittlungsarbeit

Das Unternehmen Walmonag - eine Abkürzung für Walliser Montage - wurde am 25. April 1986 durch den Vater der heutigen Geschäftsführerin Kerstin Wenger gemeinsam mit Partnern in Baltschieder gegründet. Als erstes Temporärbüro in der Region, wie Wenger betont. «Was einst klein begann, hat seinen Stil behalten, sich aber längst zu einem regionalen Partner entwickelt.» Das Unternehmen will das Jubiläum in den kommenden Tagen zum Anlass für eine grosse Geburtstagsfeier nehmen. Am 29. April wird in der «StallBar» in Eyholz ein Geburtstagsanlass für Partner, Kunden und Interessierte organisiert.

pmo
21. April 2016, 07:00
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