Staatspersonal | Kantonaler Personalchef: Den administrativen Aufwand für die Dienste «äusserst klein halten»
Wenn die eine Dienststelle der anderen aushilft
Die Corona-Pandemie trifft viele Unternehmen hart. Doch was, wenn Kurzarbeitsentschädigung nicht infrage kommt? Beim Kanton setzt man auf digitale Personalvermittlung.
Lieferservices beispielsweise haben momentan Hochkonjunktur. Und auch bei vielen Onlineshops sorgt die Corona-Pandemie für klingelnde Kassen. Die Misere trifft bei Weitem nicht alle Branchen gleich hart. Und so sieht es auch bei den kantonalen Dienststellen aus. Angebot und Nachfrage bezüglich verfügbarer und benötigter Arbeitskräfte halten sich nicht mehr die Waage. Bereits seit Dienstag setzt man beim Kanton auf eine digitale Börse. Sprich eine Personalvermittlungs- und Personalbedarfsbörse. In dieser melden die Dienststellen an, welche Profile sie zu welchem Beschäftigungsgrad für wie lange suchen. Alle Dienstchefs können dann jeweils eine Liste mit allen auf dem internen Markt verfügbaren oder gesuchten Profilen einsehen.
Gemäss Gilbert Briand, Personalchef beim Staat, habe man mit dieser Massnahme möglichst rasch auf die Auswirkungen der Pandemie reagiert. «Da wir rasch handeln wollten, konzentrierten wir uns aufs Einfache und Wesentliche. Wir wollten den administrativen Aufwand für die Dienste äusserst klein halten.»
Gilbert Briand, Personalchef beim Staat, zur digitalen Job-Börse. (Quelle: rro)
Die Vorgesetzten melden digital nach Absprache mit den Mitarbeitenden verfügbare Personen an. Gemäss Briand werde bewusst nur ein kurz gehaltenes Formular ausgefüllt. Beim Anbieten würden jedoch keine Namen erfasst, sondern Daten wie aktuelle Funktion, Kompetenzen, verfügbarer Beschäftigungsgrad, Dauer eines möglichen Austauschs sowie zusätzliche vorhandene, allenfalls einsetzbare Kompetenzen. Angegeben wird auch jeweils die Kontaktperson in der Dienststelle, damit die suchende Dienststelle mit der anbietenden auf unkomplizierte und effiziente Weise Kontakt aufnehmen und einen zeitlich befristeten Austausch vereinbaren kann.
Seitenwechsel: Bei der Personalbedarfsbörse melden die Dienststellen an, welche Profile sie zu welchem Beschäftigungsgrad für wie lange dringend suchen. Alle Dienstchefs können dann jeweils eine Liste mit allen auf dem internen Markt verfügbaren oder gesuchten Profilen einsehen.
Bislang liegen keine Zahlen vor, wie viele Stellen durch die Onlinebörse vermittelt werden konnten. «Es geschieht aber viel - das können wir bereits jetzt sagen.» Eine genaue Auswertung soll zu einem späteren Zeitpunkt gemacht werden. Laut Briand würden zudem auch direkte Kontakte zwischen den Dienstchefs stattfinden. Die Plattform sei also nicht der einzig genutzte Weg, sich auszutauschen. Was sich bereits jetzt abzeichnet: Das Angebot an Stellen ist momentan noch grösser als die Nachfrage. «Dies hängt aber auch damit zusammen, dass nicht alle Aufgaben vollumfänglich oder fast gar nicht digital erledigt werden können.»
Kann es also sein, dass ein Mitarbeiter der Motorfahrzeugkontrolle plötzlich im Gefängnis aushilft? «Ziel ist es, Leute zu vermitteln, deren Kompetenzen in den anderen Dienststellen einsetzbar sind. Der Bereich der Sicherheit ist ein äusserst sensibler Bereich. Die Dienstchefs kennen die Grenzen des Machbaren sehr gut.» Zu Jobwechseln wie im Beispiel genannt, sollte es gemäss Briand nicht kommen.
Die Börse des Kantons Wallis - ein Vorzeigeprojekt. Andere Kantone hätten bereits Interesse an dieser Lösung gezeigt. Denn: Angestellte der öffentlichen Verwaltungen auf Bundes-, Kantons- und Gemeindeebene haben keinen Anspruch auf Kurzarbeitsentschädigung. «Die Herausforderungen sind gross, und wir versuchen diese, wie alle Unternehmungen, so gut wie möglich zu meistern.»
ip
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