Walliser im Ausland | Xenia Luggen im Austausch in Argentinien
«Tango gelernt habe ich bisher nicht»
Die 17-jährige Xenia Luggen aus Termen befindet sich derzeit im Austausch in Argentinien. Auf 1815.ch erzählt sie, wie man die warmen Temperaturen dank «Siesta» erträgt und schwärmt von der argentinischen Gastfreundschaft.
Xenia Luggen, seit wann bist du schon in Argentinien und wie lange wirst du noch bleiben?
«Ich bin dank ‚Rotary Young Exchange’ seit dem 12. August 2016 in Argentinien und bin somit schon ein halbes Jahr hier. Im Juli 2017 werde ich nach elf Monaten Aufenthalt wieder nach Hause fliegen.»
In welcher Stadt lebst du?
«Ich lebe in Humboldt, ein Dorf mit zirka 5000 Einwohnern. Humboldt ist die Partnergemeinde von St. Niklaus. Es liegt ungefähr 20 Kilometer von San Jeronimo Norte entfernt – der Stadt, in der ja sehr viele ausgewanderte Walliser leben. In Humboldt selbst leben auch einige ausgewanderte Schweizer.»
Wie sieht dein Alltag aus?
«An einem normalen Schultag stehe ich um 6.45 Uhr auf. Ich muss hier nicht lange überlegen, was ich anziehen möchte, weil hier alle eine Schuluniform tragen. Nach einem kleinen Frühstück laufe ich zur Schule. Um 7.35 Uhr versammeln sich alle Schüler in Reihen vor der Fensterwand. Zwei ausgewählte Schüler hissen draussen im Hof die argentinische Flagge. Danach gehen wir ins Klassenzimmer und beginnen mit dem Unterricht. Um 12.00 Uhr habe ich eine Stunde Mittagspause. Wie in der Schweiz haben wir am Nachmittag bis um 16.00 Uhr Schule. Nach der Schule esse ich zuhause eine Kleinigkeit und treffe mich anschliessend mit meinen Freundinnen oder gehe ins Volleyballtraining. Um 21.00 Uhr essen wir mit der ganzen Familie zu Abend. Dreimal in der Woche gehe ich ins Fitnessstudio.
Momentan sieht jedoch mein Alltag ganz anders aus, weil ich Sommerferien habe. Ich schlafe gerne aus und treffe mich am Nachmittag mit meinen Freundinnen am Pool oder wir trinken Tereré, ein typisches Erfrischungsgetränk.»
Was erhoffst du dir von deinem Aufenthalt?
«In erster Linie möchte ich eine neue Kultur kennenlernen und meine Spanischkenntnisse verbessern. Ich hoffe jedoch auch, dass ich verschiedene Orte erkunden werde und viele Freunde finde, mit denen ich tolle Erlebnisse teilen darf.»
Haben sich diese Erwartungen bis jetzt erfüllt?
«Ja, ich habe schon viele Freunde gefunden und spreche auch viel besser Spanisch. Mit meiner Gastfamilie konnte ich Buenos Aires besuchen, eine wunderschöne Stadt. Ebenfalls war ich schon in Rosario, Santa Fe und am Carneval in Gualeguaychú. Dies waren wunderbare Erlebnisse, die ich nicht vergessen werde. Eines meiner Highlights war jedoch, als ich mit Rotary eine Reise in den Süden von Argentinien machte. Ich war am untersten Zipfel von Südamerika, welcher mich sehr beeindruckt hat. Auf der Reise lernte ich Austauschschüler aus der ganzen Welt kennen, mit denen ich viele tolle und eindrucksvolle Orte besichtigte.»
Tango, Rindfleisch und lebensfrohe Menschen – dies die Bilder, die man in Zusammenhang mit Argentinien bringt. Wie erlebst du Land und Leute?
«Die Leute sind alle sehr offen und herzlich, so dass ich schnell Freunde fand und ich mich in meiner Gastfamilie gut eingelebt habe. Man isst wirklich viel Fleisch. In einigen Familien besteht die Tradition, am Sonntag zum Mittagessen immer zu grillieren. Tango gelernt habe ich bisher nicht, aber wer weiss, was der Rest des Jahres noch bringt?»
Wie ist das Wetter momentan?
«Es ist Sommer und an vielen Tagen ist es mehr als 30 Grad warm. Deswegen ist es üblich, ‚Siesta’ zu machen. Ich geniesse die Wärme, tanke Sonne und bin am Pool.»
Was unterscheidet die Argentinier von den Wallisern?
«Es gibt schon einige Unterschiede. In der Schule wurde ich ganz schnell aufgenommen und alle haben mich herzlich empfangen. In der Schweiz ist es sicher schwieriger, in eine Gruppe aufgenommen zu werden. Küsschen werden hier viel schneller gegeben und jeder wird umarmt.»
Welches Bild der Schweiz hat man in Argentinien?
«Viele Argentinier aus meiner Region kennen die Schweiz recht gut, da sie von den vielen Geschichten der ausgewanderten Schweizer gehört haben. Meine Mitschüler konnten auch bereits in die Schweiz reisen. Dank der Verbindung von St. Niklaus zu Humboldt durften sie einige wunderschöne Tage in Europa verbringen.»
Hast du manchmal Heimweh?
«Nein, nur selten.»
Was vermisst du am meisten aus der Schweiz?
«Natürlich vermisse ich meine Familie, meinen Freund und meine Freundinnen. Abgesehen davon vermisse ich das Frühstücken, hier fällt das Frühstück nämlich meistens nur kurz aus. Da es im Wallis momentan Winter ist und ich ab und zu Schnee-Bilder sehe, würde ich auch gerne mal wieder Ski- oder Snowboardfahren.»
Hast du dich verändert, seit du in Argentinien lebst?
«Ich glaube, dass ich mich nicht gross verändert habe.»
Hast du einen Insider-Tipp für Argentinien-Reisende?
«Wer Argentinien besucht, sollte sicher die Hauptstadt sehen. Ansonsten ist Argentinien ein Land mit vielen verschiedenen Facetten. Ich würde aber jedem empfehlen, einen Matetee zu trinken und die Gastfreundschaft zu geniessen. Argentinien ist sicher immer wieder eine Reise wert.»
Für unsere Rubrik «Walliser im Ausland» sind wir regelmässig auf der Suche nach Wallisern, die fernab der Heimat leben. Gehören Sie auch dazu oder kennen Sie jemanden? Dann freuen wir uns auf Ihre Nachricht an info@1815.ch.
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Kommentare
Conny - ↑5↓3
Komm bald Heim meine Süße!
Wir vermissen dich sehr!!!
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Ebener michelle - ↑6↓1
Ich habe selbst Verwandtschaft in argentinien in misiones und kann die eindrücke und Gastfreundschaft nur bestätigen. Argentinien lohnt sich zu besuchen.
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