Öffentlicher Verkehr wird weiter reduziert
Das Angebot im öffentlichen Verkehr ist am Montag weiter reduziert worden. Die Nachfrage ist aufgrund der Corona-Krise bei der SBB bis zu 80 Prozent gesunken. Postauto Schweiz spricht von 50 bis 70 Prozent weniger Fahrgästen. Auch im Regionalverkehr bleibt ein grosser Teil der Kunden aus.
Seit Montag werde das öV-Angebot für Reisende markant reduziert, erklärte SBB-Sprecher Martin Meier am Montag auf Anfrage gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Der Übergangsfahrplan gelte bis auf weiteres, mindestens bis zum 26. April.
Bisher sei der Wechsel auf den ausgedünnten Fahrplan gut angelaufen. Der öffentliche Verkehr setze alles daran, ein Grundangebot für die Gesellschaft und Wirtschaft aufrecht zu erhalten.
Ausfall oder Teilausfall
Gemäss dem Übergangsfahrplan fallen IC- und Interregio-Züge ganz oder teilweise aus. Ganz gestrichen wird der IC4 Zürich-Schaffhausen. Die IC2-Züge zwischen Zürich und Lugano fallen teilweise aus.
"Teilausfall" gilt auch für die Interregio-Strecke Basel-Brugg AG-Zürich HB und Zürich Flughafen (IR36). Der Interregio Basel-Aarau-Zürich und nach St. Gallen (IR37) fährt nicht von Zürich und St. Gallen. Auch der Interregio Luzern-Zürich-Konstanz (IR75) fährt nicht zwischen Zürich HB und Konstanz (D).
In der Westschweiz fällt der Interregio (IR90) von Genf-Flughafen über Lausanne nach Brig teilweise aus. Änderungen gibt es auch im grenzüberschreitenden Regionalverkehr im Raum Genf. Die RE-Züge auf der Strecke Annemasse (F)-Genf-Lausanne-Vevey und St. Maurice fahren nur auf der Schweizer Strecke zwischen Genf und St. Maurice.
Teilausfälle gibt es beim Léman Express, der im vergangenen Dezember den Betrieb offiziell aufgenommen hat. Der Léman Express bedient auf einer Strecke von 230 Kilometern 45 Bahnhöfe in den Kantonen Waadt und Genf sowie in der französischen Haute-Savoie. Im Tessin kommt es bei den Tilo-Zügen zu Teilausfällen.
Bereits seit dem 19. März verkehren Nachtzüge nicht mehr. Die Bahnhöfe werden auch am Wochenende in der Nacht geschlossen. Internationale Züge innerhalb der Schweiz fahren nur bis zur Grenze. Weitere Änderungen im Fernverkehr werden für (kommenden) Donnerstag angekündigt. Eine Woche später, am 2. April, sollen erneut weitere Zugverbindungen gestrichen werden.
Anpassungen bei Postauto
Auch bei Postauto Schweiz erfolgt die Ausdünnung des Angebots in mehreren Schritten: am Montag, am 26. und am 30. März. In den Kantonen Solothurn, Basel-Landschaft und Aargau beispielsweise erfolgt die Umstellung erst in einer Woche.
"Wir spüren von unseren Fahrgästen, dass sie die Notwendigkeit der Reduktion nachvollziehen können und diese auf Akzeptanz stösst", erklärte Postauto-Sprecher Urs Bloch auf Anfrage. Postauto gehe davon aus, dass sich ab Anfang April alle Abläufe wieder eingespielt hätten und auch die Anschlüsse funktionierten.
Diese grosse Fahrplananpassung sei innert kürzester Zeit umgesetzt worden, normalerweise stünden dafür Monate zur Verfügung. Im gesamten regionalen Personenverkehr seien die Fahrpläne von 1300 Linien angepasst worden, davon gehören alleine 900 Linien zu Postauto. Deshalb sei es absehbar, dass zu Beginn nicht alles wie gewünscht funktionieren werde.
Reibungslose Umstellung in Basel und Bern
Die Basler-Verkehrsbetriebe BVB haben ihren ausgedünnten Fahrplan bereits am Samstag eingeführt. Die Umstellung auf den 10-Minuten-Takt habe personell und technisch gut geklappt. Alle Kurse konnten planmässig verkehren, wie die BVB am Montag mitteilten.
Die aktuelle Fahrgastauslastung - durchschnittlich zirka 70 bis 80 Prozent weniger Fahrgäste - ermögliche es, dass die Sicherheitsabstände eingehalten werden können, hiess es bei den BVB weiter. Aufgrund der Ausdünnung des Fahrplans, haben die BVB aktuell genügend Fahrdienstmitarbeitende, um den Betrieb im aktuellen Ausmass aufrechterhalten.
Die BLS dünnte ihren Fahrplan schon ab vergangenem Donnerstag schrittweise aus. Ab Montag gelten die Einschränkungen auf den meisten Linien, so auch auf dem Netz der Berner S-Bahn.
Bei der BLS verkehren im Übergangsfahrplan die Züge bei denen zuvor der Viertelstundentakt gilt, nun im Halbstundentakt, und bei denen, die zuvor im Halbstundentakt fuhren, gilt nun der Stundentakt.
Schon ab Samstag galt für die Trams und Busse von Bernmobil der ausgedünnte Fahrplan, ebenso für die Busse in Biel. Am Montag reduzierten die Thuner Verkehrsbetriebe STI ihr Angebot. Dasselbe gilt für die regionalen Postautolinien und Aare Seeland Mobil (asm).
Ausdünnung bei RBS ab Mittwoch
Erst ab Mittwoch gilt beim Regionalverkehr Bern-Solothurn (RBS) ein ausgedünnter Fahrplan und erst ab Donnerstag bei der BLS-Tochter Busland AG im Raum Emmental/Oberaargau.
Auch bei wichtigen Unternehmen des öffentlichen Verkehrs im Kanton Bern hat der Übergang vom normalen Fahrplan auf eine ausgedünnte "Coronavirus-Version" recht gut geklappt, wie eine Umfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA am Montag zeigte.
BLS, Bernmobil und VB haben aufgrund des Coronavirus bis zu 80 Prozent weniger Fahrgästen transportiert. Die Thuner STI Bus AG spricht von einem Rückgang um rund 60 Prozent. Demgegenüber steht eine Angebotsreduktion bei der BLS um 30 Prozent, bei Bernmobil um etwa 20 Prozent, bei der STI um 37 Prozent und bei den Bieler Verkehrsbetrieben um etwa 40 Prozent.
Zürich: Fast wie Sonntagmorgen
Die Verkehrsbetriebe Zürichsee und Oberland AG (VZO) berichteten von "markant weniger" Fahrgästen. Der Bushof Uster hätte am Montagmorgen "beinahe einem Sonntagmorgen geglichen", sagte ein Mediensprecher auf Anfrage. Einige Fahrgäste hätten sich über das reduzierte Angebot brüskiert gezeigt. Die VZO haben Kurzarbeit beantragt.
Die Sihltal Zürich Uetliberg Bahn (SZU) wolle diese Option noch prüfen, sagte ein Sprecher. Die Umstellung des Fahrplans habe am Montagvormittag teilweise noch zu Problemen geführt. Die Verkehrsbetriebe Zürch (VBZ) stellen ihren Fahrplan erst am Montag, 30. März, um.
Luzern: Gut gefüllt Busse
Das markant reduzierte ÖV-Angebot hat dazu geführt, dass die Busse in Luzern am Montagmorgen zu den Hauptverkehrszeiten gut gefüllt waren. Damit die Fahrgäste den Abstand von zwei Metern einhalten konnten, setzte die VBL auf den Linien 14 und 19 Zusatzbusse ein. Nach 8 Uhr seien dann viele Busse mit sehr wenigen Fahrgästen unterwegs gewesen, teilte der Sprecher der Verkehrsbetriebe Luzern AG (VBL), Sämi Deubelbeiss, auf Anfrage mit.
Man werde die Situation nun die ganze Woche im Auge behalten, aktuell seien aber keine weiteren Anpassungen des Fahrplans geplant.Die Umstellung funktionierte planmässig. Viele Fahrgäste hätten den Ernst der Lage verstanden und Abstand gehalten. Nur vereinzelt komme es vor, dass sich Leute trotz leeren Bussen direkt neben andere Personen setzten, sagte Deubelbeiss. Die VBL AG reichte für das nicht benötigte Personal ein Gesuch für Kurzarbeit ein.
Die Transportunternehmen empfehlen den Reisenden, bei jeder Verbindung vorab den Onlinefahrplan zu konsultieren. Dort sind die aktuellsten Anpassungen zu finden. sda
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