Pandemieplan | Haben Bund und Kantonen Pandemie-Vorsorge verpasst?
Kritik an Kantonen
Ein Gutachten zeigt Versäumnisse der Behörden bei der Pandemie-Vorsorge auf. Auch Kantone hätten es jahrelang verpasst, sich auf die Krise vorzubereiten. Kantonsarzt Christian Ambord hält dagegen.
Bund und Kanton sollen den nationalen Pandemieplan ungenügend umgesetzt haben. Dies zeigt ein Gutachten, das der ehemalige Direktor des Bundesamtes für Gesundheit (BAG), Thomas Zeltner, im Auftrag des Verteidigungsdepartements erstellt hat und das von Radio SRF kürzlich thematisiert wurde.
16 Jahre Zeit
Der Pandemieplan aus dem Jahr 2004 hält fest, dass die kantonalen Behörden für genügend Kapazitäten in den Spitälern während einer Pandemie zu sorgen haben. Auch der absehbare Mehrbedarf an Medikamenten und Medizinprodukten sei in den kantonalen Planungen zu berücksichtigen. Zeltner schreibt nun, dass die Kantone es verpasst haben, die benötigen Reservekapazitäten für Notlagen aufzubauen – obwohl sie 16 Jahre Zeit gehabt hätten.
Konkret hätten noch vor zwei Jahren zur Bewältigung einer Epidemie schweizweit 4250 Spitalbetten gefehlt. Bis heute haben die Kantone diese Reserven nicht in ihre Planung aufgenommen. Gleichzeitig versäumten sie es, der Forderung des Bundes nach einer minimalen Reserve an Medikamenten, Medizinprodukten und Labormaterialien nachzukommen, kann man Zeltners Gutachten um den sogenannten «Koordinierten Sanitätsdienst» entnehmen. Was lief da in den letzten 16 Jahren schief?
Betten stehen bereit
Eigentlich nichts, heisst es vonseiten des Kantons. Grundsätzlich könne gesagt werden, so Christian Ambord auf Anfrage, dass man im Wallis viele Betten und das dazugehörige Personal zur Verfügung habe – dies werde auch durch die beiden Privatkliniken, die drei Rehabilitationskliniken sowie die SUVA-Klinik gewährleistet. «Da bereits vor zehn Tagen, wie im Pandemieplan vorgesehen, die nicht dringend notwendigen Operationen verboten wurden, haben sich sowohl in den Privatkliniken, wie auch in den Rehabilitationskliniken rasch Bettenkapizitäten ergeben. Diese wurden in die regionale Planung der beiden Spitalzentren integriert», sagt der Walliser Kantonsarzt.
Spital Wallis baute aus
Was die medizinischen Güter betrifft, so haben die Spitäler eine Verpflichtung, Schutzkleidung und Masken für eine «Normalbetrieb» von zwei Monaten vorzuhalten. «Das Spital Wallis hat schon zu Beginn der Krise diesen Stock für vier Monate ausgebaut. Natürlich ist dieser beim ausserordentlichen Betrieb deutlich rascher aufgebraucht, aber diesbezüglich werden die Spitäler dann durch die Eidgenossenschaft und die Kantone weiter unterstützt», erklärt Kantonsarzt Ambord. Und da es bei der aktuellen Pandemie jedoch keine spezifischen Therapien gebe, konnten auch keine entsprechenden Reserven aufgebaut werden.
bra
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