Wirtschaft | Walliser Titanium-Velos «made in Zürich»
«Fahrräder sind meine absolute Passion»
Seit drei Jahren produziert der Leuker Florian Giger eigene Fahrräder in der Metropole Zürich. Der Velokurier und Tontechniker setzt dabei mit Titan auf ein besonders widerstandsfähiges Material.
Velokurier und Produzent von eigenen Fahrrädern: Bei Florian Giger dreht sich fast alles um den Drahtesel. «Fahrräder sind meine absolute Passion», betont der seit 16 Jahren in Zürich lebende Oberwalliser im Gespräch. Mehr als zehn Jahre ist der 41-Jährige nun bereits als Kurier mit seinem Fahrrad in der Grossstadt unterwegs. «Inzwischen kenne ich die Stadt sehr gut. Zürich wächst aber weiterhin rasant und es entstehen neue Quartiere und Strassen. Man hat nie ausgelernt.» Es sind allerdings nicht nur Fahrräder, die bei Giger den Ton angeben. Denn neben seinem Fahrradgeschäft und dem Kurieren arbeitet er als Tontechniker an der Zürcher Hochschule der Künste.
Seine Fahrrad-Leidenschaft nahm ihren Ursprung im Wallis. «Alles hat im Jahr 1988 bei der Mountain-Bike-Weltmeisterschaft in Crans-Montana angefangen. Das hat mich sehr geprägt.» Damals habe sogar der «Walliser Bote» darüber berichtet, schmunzelt Giger. In letzter Zeit ziehe es ihn wieder vermehrt in den Heimatkanton, nicht zuletzt wegen seiner neuesten Fahrrad-Kreation «La Vache». «Das jüngste Giger Bike muss in die Berge. Dafür ist es gebaut.» Überhaupt sei das Wallis eine ideale Bike-Region. «Man kann fast alles machen. Mit dem Rennvelo Pässe befahren oder sich mit dem Mountainbike in die unzähligen Single Trails begeben.» Sei dies in Bellwald, Leukerbad oder in anderen Gegenden.
Kraftvoll wie eine Eringerkuh
Seit 2013 produziert und verkauft Giger inzwischen in seinem Einmannbetrieb «Giger Bicycles» Fahrräder und Zubehör. Lager und Werkstatt befinden sich in Zürich. «Mein Unternehmen bietet Fahrradbau von A bis Z, vom Rahmen, über Räder bis hin zur Gabel. Ab Herbst soll es auch einen Mountainbike-Lenker geben.» Derzeit bietet er drei selbstproduzierte Biketypen, auf Wunsch auch auf den Kunden massgeschneidert, an: ein Bahnrad, ein Rennrad und ein Mountainbike. Mit der Bezeichnung «La Vache» wurde letzteres speziell zum Walliser Kantonsjubiläum im vergangenen Jahr kreiert. «Es ist nicht nur ausgelegt für das Walliser Berggelände, sondern nimmt sich jeder widerspenstigen Herausforderung an. Zäh, kraftvoll und verspielt wie eine Eringerkuh», erklärt Giger augenzwinkernd.
Gerade das Individuelle und die auf den Körper abgestimmten Formen würden seine Fahrräder speziell machen, erklärt er weiter. Eine Besonderheit dabei sind die Rahmen aus Titan. «Sie sind extrem robust und keine Schnickschnack-Poster-Produkte.» Die Philosophie dahinter lautet: «Fahr einfach und denke nicht an den Rahmen - der hält». Beim Stichwort Titan kommt Giger richtiggehend ins Schwärmen. «Titanium verkörpert das, was der Mensch seit jeher anstrebt und kaum je erreicht: die Unvergänglichkeit. Titanium korrodiert nicht, Titanium zerkratzt und ermüdet kaum. Titanium hat eine spezielle Optik. Es ist zeitlos.» Kein Wunder, gibt er auf jeden seiner Rahmen eine lebenslange Garantie.
Kein Mangel an Ideen
Pro Jahr produziert Giger in seinem kleinen Unternehmen rund zehn Fahrräder. Alle hergestellten Bahnvelos werden durch einen Testfahrer auf der offenen Rennbahn in Oerlikon auf Herz und Nieren durchgetestet, während ein Prüflabor zusätzlich alle Einzelteile auf Sicherheit analysiert. Produzent Giger ist derzeit mit der Auftragslage für die Fahrrad-Herstellung sowie die Services- sowie Reparaturangebote zufrieden. «Die Firma ist noch sehr jung und ein Titanium-Rad kauft man nicht einfach schnell im Supermarkt. Eine Investition, die Zeit und Geduld braucht.» Zuerst wolle er nun eine stabile Geschäftslage erreichen. «Dann schauen wir weiter. An Ideen für neue Projekte fehlt es aber sicher nicht», betont er. Ob er irgendwann auch einen Ableger im Wallis eröffnen wird? «Gut möglich», lautet seine Antwort.
pmo
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