Kommunen | Die Corona-Krise gibt auch in den Gemeinden viel zu tun
Die Gemeinde bietet bei Bedarf Versorgungsdienste
Am Beispiel des «grössten Walliser Dorfes» wird aufgereiht, in welchen Bereichen die Gemeinden durch das Coronavirus überall gefordert sind.
Grundsätzlich werden die ordentlichen Dienstleistungen der Gemeinde Naters der Bevölkerung weiterhin angeboten und «so lange als möglich aufrechterhalten». So steht es im Informationsschreiben vom 18. März, unterzeichnet vom Gemeinderat und dem Gemeindeführungsstab (GFS). In diesem Gremium treffen sich seit einer Woche im engen Rhythmus 16 Personen, um die aktuelle Entwicklung rund um die Corona-Krise zu besprechen und bei Bedarf Anpassungen vorzunehmen. Das trifft etwa zu auf die Bereiche Kanzleidienste, Polizei, Feuerwehr, Tourismus, Schule und Sicherheit.
Enger Rhythmus
Geleitet wird der GFS in Naters seit vielen Jahren schon von Jules Eyer «und das funktioniert sehr gut», sagt Gemeindepräsident Franz Ruppen. Er vertritt im Führungsstab von Amtes wegen den Gemeinderat, zusammen mit Ressortchefin Chantal Salzmann-Briand. «Der GFS ist gut eingespielt. Das Team konnte bereits in früheren Ausnahmesituationen wie dem Kelchbach-Unwetter oder der Gratlawine wertvolle Erfahrungen sammeln, die ihm jetzt nützlich sind», so Ruppen.
Der Stab trifft sich wöchentlich mehrmals. Aufgrund der besonderen Situation wurde sein angestammtes Sitzungszimmer im Luftschutzbereich des Zentrum Missione jetzt in den grossen «Missione»-Saal verlegt. Aufgrund der engen Platzverhältnisse im Junkerhof hält auch der Gemeinderat seine Sitzungen jetzt im Saal «Geimen» im «Missione» ab. «So kann man den gebotenen Abstand wahren», sagt Ruppen.
Zugang zur Kanzlei ist beschränkt
Oberstes Anliegen ist, die Bevölkerung gesund zu halten. Im Alters- und Pflegeheim sei das bisher gelungen. Bis Samstag jedenfalls waren Ruppen keine Erkrankungen aufgrund des Coronavirus bekannt. Die Vorsichtsmassnahmen werden dort peinlich genau eingehalten. Der Zivilschutz hat acht Personen abgestellt, welche gewisse Zugangskontrollen vornehmen.
Kontrolliert wird auch der Zugang zur Gemeindekanzlei. Besucher werden nur mehr einzeln vorgelassen. Diese Einlasskontrolle wurde notwendig, weil derzeit viele Leute ihre Steuererklärung ausfüllen lassen wollen. Die Gemeinde bietet hier seit Jahren eine von der Bevölkerung geschätzte Dienstleistung zu einem bescheidenen Pauschalpreis. Dieser Dienst ist nun bis vorerst Ende April ausgesetzt. Das ist weiter kein Problem, zumal der Kanton die Frist zur Eingabe der Steuererklärung 2019 bis 31. Mai 2020 verlängert hat.
Die Bevölkerung wird im Sinne des «Abstandhaltens» auch sonst gebeten, die Gemeindebüros derzeit nur in unaufschiebbaren Fällen aufzusuchen. Empfohlen wird die Kontaktnahme per Telefon oder Mail. Ab heute Montag werden die Schalter am Nachmittag geschlossen bleiben. In dringlichen Fällen ist ein Besuch auf telefonische Anmeldung möglich.
Diese Woche werden in der Kanzlei Plexiglas-Scheiben montiert zum gegenseitigen Schutz der Gesprächspartner. Vor der Türe des Junkerhofs zeigen gelbe Trassierbänder den einzuhaltenden Abstand an. In den Büros wurden Platzumstellungen vorgenommen, um die empfohlene Distanz zwischen den Arbeitsplätzen einhalten zu können.
Personen, die den besonderen Risikogruppen angehören, sowie auch andere hilfsbedürftige Bewohner ohne ein genügendes soziales Umfeld können sich zur Unterstützung für alltägliche Tätigkeiten wie Einkäufe bei der Gemeindeverwaltung melden (siehe Box).
Täglich vier Lektionen
Die Schulen sind, wie andernorts, seit einer Woche geschlossen. «Das bedeutet nicht Ferien», sagt Gemeindepräsident Ruppen. Für täglich vier Lektionen wurden von den Lehrpersonen Hausaufgaben erteilt. Die Lehrpersonen befinden sich im Homeoffice, das Sekretariat ist besetzt. Der für besondere Fälle angebotene Dienst zur Betreuung von Schülerinnen und Schülern wurde bisher kaum beansprucht. Ruppen: «Nur je fünf Kindergärtner und Primarschüler tauchten an den dafür bestimmten Treffpunkten auf.» Ansonsten haben die Kinder und Jugendlichen jegliche Zusammenkünfte in geschlossenen Räumen sowie Freizeitaktivitäten an viel frequentierten Plätzen zu meiden.
Belalp nur mehr beschränkt erreichbar
Sämtliche Anlässe und Vereinsaktivitäten sind abgesagt. Gemeindelokalitäten stehen nicht zur Verfügung. Die Sportstätten wie der Tartanplatz in der «Bammatte» oder der Skatepark auf dem «Stapfen» sind geschlossen. Offen bleiben vorderhand noch die Spielplätze. «Doch auch hier werden wir die Entwicklung beobachten», so Ruppen. Klar ist seit Freitag, dass Ansammlungen von mehr als fünf Personen nicht mehr zulässig sind.Noch offen gehalten wird mit einem stark reduzierten Fahrplan der Transport auf die Belalp. Grundsätzlich werden seit dem 19. März noch täglich drei Kurse geführt. Mehr als zehn Personen werden aber in der Grosskabinenbahn nicht mehr eingelassen. Die Beförderung für Freizeitaktivitäten ist unterbunden.
Demnächst eine Gratis-App für Gemeinde-Infos
Bei den kirchlichen Diensten gelten die üblichen Vorschriften. Pfarrer Jean-Pierre Brunner versucht alles, das Pfarreileben lebendig zu halten. So mit aufmunterndem Jodelgesang per WhatsApp oder gestern Morgen mit einer Messe via den regionalen TV-Sender «Kanal 9».
Die elektronischen Informationskanäle nutzt(e) auch Präsident und Nationalrat Ruppen mit einer Videobotschaft, abrufbar auf der Homepage der Gemeinde. Im Übrigen wird aktuell im Hintergrund eine Smartphone-App aufbereitet, die in den nächsten Tagen gratis heruntergeladen werden kann. Sie wird der Bevölkerung den raschestmöglichen Zugang zu direkten Meldungen der Gemeinde ermöglichen.
Thomas Rieder
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