FC Sitten | Präsident Constantin spricht von einer Wachablösung im Tor
«Mitryuschkin bleibt unsere Nummer 1»
Trainer Didier Tholot gibt sich noch bedeckt, wie die zukünftige Torhüter-Lösung nach der Degradierung von Andris Vanins aussehen soll. Offensiver gibt sich Präsident Christian Constantin: «Anton Mitryuschkin bleibt unsere Nummer 1.»
Eine halbe Stunde vor Spielbeginn gegen Lugano überraschte nur etwas–das Matchblatt. Andris Vanins, der mit Ausnahme seiner (ungerechten) Spielsperre gegen Basel in dieser Saison nicht eine einzige Spielminute verpasst hatte, war gar nicht aufgeführt.
Der Lette sass mit seiner Familie auf der Tribüne–ohne irgendeine Verletzung. Verletzt war höchstens seine Seele, nachdem man ihm offenbart hatte, er werde gegen Lugano nicht spielen. «Er war wirklich böse», so Constantin zu dem getroffenen Entscheid. Lettlands 72-facher Nationalspieler, seit sechs Jahren die unumstrittene Nummer 1 im Wallis und hier zweimal Cupsieger geworden, war nicht bereit, sich als Ersatztorhüter auf die Bank zu setzen.
Trauriger Geburtstag?
Das könnte sich als gravierender Fehler herausstellen, dieses Verhalten dürfte seine Ablösung beschleunigt haben. Trainer Didier Tholot zeigte sich noch zurückhaltend. «Wir werden die Trainings in dieser Woche abwarten und dann entscheiden, wer in Basel zwischen den Pfosten steht.» An diesem Tag, am nächsten Samstag, feiert Andris Vanins seinen 36. Geburtstag. Es dürfte ein trauriger werden.
Intern begann die Diskussion nach dem Nachtragsspiel im «Tourbillon» gegen St. Gallen vor zwei Wochen. Vanins konnte ausserhalb des Strafraums einen Ball nicht kontrollieren und ermöglichte dem Gegner damit das Führungstor. Nicht seine erste Unsicherheit in diesem Frühjahr. Tholot setzte seinen Torhüter unter Druck mit der Bemerkung, dass seine Leistungen besser werden müssten. Sonst könnte ein Wechsel absehbar werden.
St. Gallen als Schicksals-Gegner: Am letzten Mittwoch unterlief Vanins in der Ostschweiz eine Flanke, Salli erzielte das richtungsweisende 1:0. Er habe nach diesem Spiel endgültig über einen Wechsel auf der Torhüterposition nachgedacht, so Tholot.
Und er handelte.
«Wir können auswählen zwischen einem 36- oder einem 20-Jährigen»
Christian Constantin
Ob die Ära Vanins beim FC Sitten damit definitiv zu Ende sei, liess er offen.
Konkreter äussert sich dazu Präsident Christian Constantin, der in sportlichen Dingen schon mal mitredet. «Anton Mitryuschkin bleibt unsere Nummer 1.» Also steht er auch in Basel im Tor? «Davon ist auszugehen.» Wenn der Präsident das sagt, dann will das etwas heissen. Das weiss etwa einer wie Germano Vailati, heute die Nummer 2 beim Meister FC Basel. Als er sich dereinst als Goalie des FC Sitten einen Flop-Gegentreffer leistete, traf ihn der präsidiale Bann vor der Kabinentür. «Du wirst nie mehr für uns spielen!» Nicht nur eine emotionale Drohung, es kam tatsächlich so.
Oder Stephan Lehmann. Der erzählt heute noch glaubwürdig die Geschichte, als er 1997 den Meisterpokal in die Höhe stemmte und ihm Christian Constantin von hinten zuflüsterte, es sei soeben sein letztes Spiel für Sitten gewesen. Ex-Torhüter Constantin und seine Torsteher, das endete fast immer abrupt und unschön. Wegen Vanins-Vorgänger Esam El-Hadary und seines reglementswidrigen Transfers verlor der FC Sitten 36 Punkte und beinahe seine Zugehörigkeit zur Super League.
Früher als erwartet
Die Ablösung des Andris Vanins, sie war auf den Sommer hin erwartet worden. Der Lette, der durch seine Verdienste bei den Fans viele Sympathien geniesst, kommt bisher auf 269 Spiele für den Walliser Verein. Es könnte dabei bleiben, wenn man Constantins Argumente interpretiert. «Wir können jetzt auswählen zwischen einem 36- und einem 20-jährigen Torhüter.»
Vanins besitzt für die nächste Saison noch einen Vertrag, «aber nicht als Nummer 1, oder?» CC geht davon aus, dass Lettlands Nationaltorhüter nicht als zweite Wahl im Wallis bleibt. Entweder ein Wechsel oder ein Rücktritt.
Somit beginnt die Zeit des Anton Mitryuschkin früher als erwartet. Der 20-jährige Russe wechselte in der Winterpause für eine Ablöse von 380000 Euro von Spartak Moskau ins Wallis. Der Junioren-Nationalspieler (U16 bis aktuell U21) gilt als Perspektivtorhüter und damit für seinen neuen Verein auch als «Spekulations-Objekt». Mitryuschkin agiert stark auf der Linie und spielt gut mit, bei seinem Stammverein Spartak kam er auf vier Spiele im Reserveteam in Russlands zweiter Division.
Im Frühjahr spielte er zuletzt in Sittens U21 in der Promotion League. Hier stellte er sein Talent unter Beweis, auch wenn er mal beim Leader Cham sechs Gegentore kassierte.
Wenn es nach Christian Constantin geht, hat im Tor des FC Sitten mit Anton Mitryuschkin eine neue Ära bereits begonnen. Und sein Wort gilt.
Auch sportlich.
Hans-Peter Berchtold
Artikel
Kommentare
Walliser - ↑5↓1
Es ist zwar das gute Recht des Klubbesitzers seinen Torhüter auszutauschen. Allerdings laufen hier zwei Dinge schief...
1. Der Torhüterwechsel sollte vom Trainer iniziert werden
2. Vanins hat sehr grosses geleistet für den FC Sitten, ihm sollte ein anständiger und würdiger Abschied zuteil werden!
Aber eben, wer zahlt befiehlt! Mit ein Grund weshlab ich im Herzen zwar FC Sitten Fan bin aber die Spiele nicht mehr besuche... so wie mir scheint es vielen ehemaligen treuen Fans zu gehen (Siehe Zuschauerzahlen im Tourbillion!) ...auch wenn man CC zu Gute halten muss dass es ohne ihn den Verein in der höchsten Spielklasse vermutlich nicht mehr geben würde.
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