Erfassung leerstehender Wohnungen
Viele Leerwohnungen im Wallis?

Leere Wohnung: Die Leerwohnungsziffer ist nicht in allen Fällen auch tatsächlich aussagekräftig (Symbolbild).
Foto: Keystone
Während in Naters im Jahr 2014 laut Statistik nur gerade 0,01 Prozent der Wohnungen leer standen, wurden in der Gemeinde Leuk über 6 Prozent Leerwohnungen verzeichnet. Wie erklärt sich dieser Unterschied?
Entlang des Rhoneufers sind in den letzten Jahren zahlreiche neue Mehrfamilienhäuser aus dem Boden geschossen. Da fragt sich manch ein leiser Beobachter, ob die neu entstandenen Wohnungen auch tatsächlich alle einen Abnehmer gefunden haben. Ein Blick in die Leerwohnungserhebung des Bundesamts für Statistik (BFS) verspricht Klarheit. Einmal jährlich, mit Stichtag 1. Juni, werden durch die Gemeinden Leerwohnungen an das Amt weitergemeldet und publiziert. In Tat und Wahrheit sind die Zahlen jedoch nicht unumstritten, da die Gemeinden jeweils grossen Spielraum bei der Ermittlung ihrer Leerwohnungen haben – die Leerwohnungsziffer verspricht mehr, als sie aussagt.
Dritthöchste Leerwohnungsziffer im Wallis
Ein Blick in die Statistik zeigt: Der schweizerische Durchschnitt lag im Jahr 2014 bei 1.08 Prozent Leerwohnungen gemessen am Wohnungsbestand. Das Wallis wies dabei die schweizweit dritthöchste Leerwohnungsziffer aus. Mit 1,88 Prozent leeren Wohnungen folgte der Rhone-Kanton gleich hinter dem Jura und dem Kanton Solothurn, wie die aktuelle Leerwohnungsstatistik aufzeigt. Im Oberwallis lag die Ziffer besonders im Raum Leuk, aber auch in einzelnen kleineren Gemeinden in anderen Bezirken, mit über 6 Prozent deutlich über dem kantonalen Schnitt - rund jede 16. Wohnung stand beispielsweise in Leuk leer.
In den grösseren Gemeinden Brig-Glis, Visp und Naters zeigt sich ein anderes Bild – besonders in Naters. Etwa im gleichen Rahmen und unter dem kantonalen Durchschnitt bewegten sich die Leerwohnungsbestände in Brig-Glis (1,06 Prozent) und Visp (1,73 Prozent), mit je nicht ganz 70 leeren Wohnungen per letztjährigem Stichtag. «Im Vergleich zum tatsächlichen Wohnungsbestand in Visp handelt es sich bei den Leerwohnungen um eine marginale Erscheinung. Touristisch würde man mit ‚ausgebucht’ kommunizieren», erklärt etwa Thomas Anthamatten, Gemeindeschreiber in Visp, auf Anfrage.
Naters mit tiefster Leerwohnungsziffer
Deutlich tiefer fiel die Leerwohnungsziffer, trotz reger Bautätigkeit in den letzten Jahren, zum selben Zeitpunkt in Naters aus. Nur gerade eine Wohnung stand laut Erhebung am Stichtag leer. Damit weist die Gemeinde Naters mit einer Leerwohnungsziffer von 0,01 Prozent den zweittiefsten erfassten Leerwohnungsbestand aller Schweizer Gemeinden mit über 5'000 Einwohnern aus. Für die Datenerhebung werden laut Gemeindeschreiber Bruno Escher jeweils die Wohnungsbesitzer mittels amtlicher Publikationen aufgefordert, Leerwohnungen zu melden, und gleichzeitig Architekturbüros und Bauherrschaften separat angeschrieben. Wohl der Hauptgrund für die tiefen Natischer Zahlen ist, dass das Echo auf diese Ausschreibungen, wie Escher erklärt, «jeweils sehr spärlich ausfällt».
Komplett anders gestaltet sich die Situation in der Gemeinde Leuk. Im Jahr 2014 ist die Leerwohnungsziffer gegenüber dem Vorjahr gar von 3,87 auf 6,21 Prozent angestiegen. Den Anstieg erklärt sich Gemeindeschreiber Urs Mathieu durch die starke Bautätigkeit im Ort, «vor allem durch grössere Wohnbauprojekte, zum Beispiel das Projekt Mehrgenerationenwohnen Brückenmatte mit über 50 oder das Zentrum Sosta mit 18 neuen Wohnungen, welche erst kürzlich fertig erstellt wurden.» In Leuk wird der Leerwohnungsbestand, der im Vergleich zu Naters deutlich höher ausfällt, über das offizielle Gebäude-Wohnungsregister (GWR), das mit Daten des Einwohnerregisters gespiesen wird, und nicht über Meldungen von Leerwohnungen erfasst.
Wenig Aussagekraft
Obwohl die Leerwohnungsziffer, wie das Beispiel Naters zeigt, nicht in allen Fällen eine aussagekräftige Beurteilung des Wohnungsmarkts zulässt, werden die Zahlen immer wieder vorgebracht. Dabei gilt etwa eine Ziffer mit einem Wert von unter einem Prozent als Indikator für Wohnungsnot. Herrscht demnach Wohnungsnot in Naters? Da die Gemeinde laut Escher für die eigenen Bedürfnisse keine Leerwohnungsstatistik führt, fehle ein genauer Überblick über leerstehende Wohnungen. Die abweichenden Zahlen erklärt er sich durch die unterschiedlichen Erhebungsmethoden. «Das GWR ist bei uns auch im Einsatz, wir nutzen es zur Zeit aber nicht für die Leerwohnungszählung.» Es sei geplant, diesbezügliche Möglichkeiten näher zu prüfen.
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Kommentare
Anton - ↑0↓0
Herr retiker
Wenn man sich den Masterplan für VispCity ansieht,bei dem ein Hochhausab 80 Meter Höhe erst ergiebig ist,empfehle ich denzugewanderten Bergdorfbewohnern, zuoberst sich ein Wohnung zu nehmen, mit Blick waagrechtem Blick auf ihr geliebtes Bergdörfli.
Es wird soviel schon ausserhalb gebaut und verbaut und in VispCity schliesst ein Restaurant nach dem anderen und die Lädelis.
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Herr Retiker - ↑0↓0
Weil das gleich hier wieder dahingehend losgehen wird:
Das hat nichts mit Zuwanderung sondern einem generellen Strukturwandel in der Schweiz (Landflucht bzw. Urbanisierung) zu tun, was im Wallis besonders deutlich wird.
Die Menschen ziehen von ihren entlegenen, schrumpfenden Bergdörfern, wo es wenig attraktive Arbeit gibt, in die Ballungsräume bzw. nah an schnelle Verkehrsanbindung zu diesen.
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