Lauchernalp-Betriebsleiter Karl Roth lehnt weitere Wildschutzzonen ab
«Hier wollen wir totale Freiheit für Freerider»

Freerider abseits der markierten Pisten auf der Lauchernalp: Das Skigebiet im Lötschental will im Bereich oberhalb der Waldgrenze keine weitere Einschränkungen in Form von Wildschutzzonen akzeptieren.
Foto: zvg

Das Lötschental ist magischer Anziehungspunkt für Freerider.
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Im Lötschental besteht eine grosse Interessenkollision zwischen touristischer Nutzung und Wildhut, sagt Talratspräsident Beat Rieder. Auf diese Wintersaison hin hat deshalb eine breit abgestützte Arbeitsgruppe einen Ansatz präsentiert, der die Probleme entschärfen soll.
Schneeschuhwandern, Freeriden, Skitouren, Winterwanderungen. Neben dem klassischen Skifahren auf präparierten Pisten der Skistationen haben die Freizeitaktivitäten im Winter in den vergangenen Jahren einen rasanten Aufschwung erfahren. Oftmals kommen dabei aber die Belange der Schutzwälder und Wildtiere unter die Räder. Diese Entwicklung stellt man auch im stark tourismusgeprägten Lötschental fest.
Gleichzeitig weist das Tal eine ganze Reihe von Bannwälder und Wildruhezonen aus. Kantonale und eidgenössische Vorschriften schränken dort die Aktivitäten teils unter Bussenandrohung stark oder gänzlich ein. Das beschert im Winter gerade der Wildhut vermehrt Arbeit. «Immer wieder kommt es vor, dass sich Personen in Gebieten aufhalten, wo es nicht empfohlen oder gar verboten ist und so das Wild stören», weiss Wildhüter Richard Bellwald.
Agieren statt reagieren
Um die boomenden Freizeitaktivitäten in geordnete Bahnen zu lenken, ist im Lötschental vor eineinhalb Jahren eine Arbeitsgruppe «Wald-Wild-Tourismus» gebildet worden. In ihr sind der Talrat, der Forst, die Wildhut, Bergführer, die Skischule, das Skigebiet Lauchernalp, Jäger und Lötschental Tourismus vertreten. «Prioritär sollte sich die Arbeitsgruppe mit dem Thema Freeriden im Zusammenhang mit den Schutzwäldern und dem Wild annehmen», erklärt Talratssekretär Peter Lehner. «Wir wollten und wollen auf die neuen Entwicklungen agieren statt reagieren.»
Als Resultat legte die Arbeitsgruppe auf Beginn dieser Wintersaison die Karte «Wir schützen Wald und Wild» vor. In ihr sind einerseits die von Bund, Kanton und der Gemeinden vorgegebenen und reglementierten Wald- und Wildschutzzonen aufgeführt. Darüber hinaus wurden von der Arbeitsgruppe weitere Wildschutzzonen bezeichnet. «Diese freiwilligen Zonen basieren auf keiner rechtlichen Grundlage. Sie gelten als Versuch ohne jegliches Präjudiz auf spätere Einrichtung von gesetzlichen Schutzzonen und gelten für den Winter 2014/15», sagt Lehner.
«Hier wollen wir totale Freiheit»
Freeriden wird auch rund ums Skigebiet Lauchernalp abseits der markierten Pisten immer beliebter. Wenn die Ski- und Snowboardfahrer ihre Bögen oberhalb der Waldgrenze in unberührte Pulverschneehänge zeichnen, birgt das bis anhin wenig Konfliktstoff, weiss Karl Roth. Er ist Betriebsleiter der Lauchernalp Bahnen. «Hier wollen wir die totale Freiheit. Zusätzliche Wildruhezonen in diesen Gebieten sind nicht im Interesse unseres Unternehmens und lehnen wir ab.»
Anders präsentiert sich die Situation des Skigebiets bei den Talabfahrten. Hier kommen die Freerider in Konflikt mit den kantonalen Bestimmungen zu Schutzwäldern. «Deshalb sollen diese in Zukunft lediglich drei waldfreie Bachläufe ins Tal hinunter befahren können. Ein entsprechendes Konzept wurde vom Bund bereits genehmigt und liegt nun bei den Kantonsbehörden zur Bewilligung an», erklärt Roth. Derart will man vonseiten der Bahnen mithelfen, dass im Schutzwald an Aufforstungen keine Schäden durch scharfe Skikanten angerichtet werden. «Das Freeriden soll so in geordneten Bahnen erfolgen», so Roth.
«Wir leben vom Tourismus»
Talratspräsident Beat Rieder findet klare Worte, wenn es um die Gewichtung der unterschiedlichen Belange von Tourismus und Wald und Wild im Lötschental geht. «Es besteht eine grosse Interessenkollision zwischen touristischer Nutzung und der Wildhut. Das Lötschental lebt aber vom Tourismus und nicht von der Wildhut. Es gilt, einen Weg aneinander vorbei zu finden. Wir warten nun ab, ob das erarbeitete Konzept mit den freiwilligen Zonen die Probleme entschärfen kann. Andernfalls müssen wir über Feinkorrekturen nachdenken.»
Rieder macht aber zugleich deutlich, dass man im Lötschental nicht gewillt ist, weitere Errichtungen von Schutzzonen für Wild hinzunehmen. «80 bis 90 Prozent des gesamten Territoriums des Lötschentals sind in irgendwelcher Form geschützte Gebiete. Wir weigern uns, noch weitere Einschränkungen oder Verbote zu akzeptieren, die uns touristisch massiv schaden.» Es sei denn, die Bevölkerung der Talschaft und die politischen Behörden bestimmten selbst darüber, wie das jetzt probeweise mit der Deklarierung von freiwilligen Wildruhezonen geschehen sei. «Wir leisten unseren Beitrag an den Umweltschutz zur Genüge», so Rieder.
Walliser Wildruhezonen vor Bundesgericht
Der Kanton Wallis hat 2013 über 140 Wildruhezonen definiert, die im Winter nur noch eingeschränkt betreten werden dürfen. Einige von ihnen wurden schon kurze Zeit später rechtskräftig. In der Nähe von Zinal und bei Nendaz wurden in unmittelbarer Nähe der Skigebiete zwei bekannte Freeridegebiete gesperrt. Gegen diese beiden Wildruhezonen haben die SAC-Sektion Monte Rosa und der Walliser Bergführerverband Beschwerde eingereicht. Sie wurde im September 2014 vom Kantonsgericht abgewiesen und in der Folge ans Bundesgericht weitergezogen. Das Bundesgericht verweigerte der Beschwerde aufschiebende Wirkung. Mit dem Entscheid wird frühestens in einigen Monaten gerechnet.
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Kommentare
Michel Barbesaz - ↑0↓0
Unvertändlich, warum wird der langfristige Schutz der Natur zum Wohle unserer Nachkommen dem kurzfristigen Spass von einigen Wenigen geopfert? Wir haben mittlerweile ausreichend markierte Pisten für Alle!
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Joggo - ↑0↓0
Jeder urteilsfähige Mensch sollte seine Verantwortung im Leben wahrnehmen können. Es braucht keine weiteren Verbote von den Ökofundamentalisten, die uns alles verbieten wollen. Wir sind Menschen und wollen in unserem Lebensraum leben. Hört endlich auf, aus den Alpen ein entvölkertes Naturschutzreservat zu machen, der Schuss würde bös nach hinten losgehen....