Ventil | Der Walliser Blog
Zum schwarz ärgern
Der Verband zur Verstärkung der Baustellenkontrollen hat gestern eine neue App lanciert. Die sogenannte «Schwarzarbeits-App». Damit soll die Bevölkerung den Kontrolleuren bei Verdacht Baustellen melden können. Ganz im Nordkorea-Style. Zum Denunzieren aufrufen wolle man trotzdem nicht. Aha.
Ein Fall hat in den vergangenen Wochen zu reden gegeben: Ein Bauarbeiter hat für seinen Cousin und eine Freundin in seiner Freizeit, und wie er argumentierte ohne Bezahlung, Arbeiten durchgeführt. Ein klassischer Freundschafts- oder Verwandtschaftsdienst – würde man jedenfalls meinen. Aber nix da. Er wurde wegen Schwarzarbeit gebüsst. In Zukunft werde nur noch Gratis-Arbeit toleriert, die für Familienmitglieder in direkter Linie durchgeführt würde.
Da kann man wohl nur noch den Kopf schütteln und hoffen, dass sich diese Praxis in anderen Branchen nicht durchsetzt. Ansonsten flattert mir wohl bald eine gesalzene Busse ins Haus, für die ganzen Briefe, Bewerbungsschreiben, Protokolle, Seminararbeiten und so weiter, die ich in der Vergangenheit für Freunde und Bekannte korrekturgelesen habe... Drückt mir die Daumen!
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Kommentare
King Artus, Avalon - ↑1↓0
… Denunzieren…
… Nordkorea-Style…
…ohne Bezahlung Arbeiten durchgeführt…
…Schwarzarbeit…
…Gratis-Arbeit…
und...und...und...
Könnte man all dies auch als „Futterneid“ beschreiben?
Ich drücke Dir die Daumen, Ventil!
MfG
Artus
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Dübi Düsentrieb, Dübingen - ↑7↓0
Das kann ja heiter werden und die Telefonbatterien werden heiss laufen...
Was darf ich zukünftig noch und was darf ich nicht mehr?
Meinem in die Jahre gekommenen Onkel beim Heuen und Emden helfen?
Meiner gehbehinderten Nachbarin den Schnee beim Hauseingang wegräumen?
Meiner alleinerziehenden Nichte mit Kleinkind den Rasen mähen?
Meinem Cousin im Schafstall ausmisten und die Futtertröge auffüllen?
Anderen Menschen zu helfen ist eine Selbstverständlichkeit und unbezahlbar.
Wer Hilfe benötigt, dem wird geholfen und selbstredend ohne Bezahlung in harter Währung. Ein Bier bei Hitze, ein Grog bei Kälte und bei anstrengender Heuarbeit ein währschaftes Znüni oder Zvieri mit einem guten Schnapskaffee. Solche Momente steigern die Verbundenheit und Freundschaft allemal. Diese Momente können nicht mit Geld aufgewogen werden und genau diese Momente lass ich mir nicht nehmen.
Mein Credo wird sein und bleiben:
Helfen auf Biegen und Brechen und die neu lancierte Schwarzarbeits-App vergessen
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Maccaroni Smerlo, Forno caldo - ↑1↓0
Nordkorea-Style?
Internet-Zensur (Facebook, Twitter) und NetzDG in unserem nördlichen Nachbarland sind gerade dabei das Denunzieren salonfähig zu machen. Wie nennt man dann diesen Style?
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Im Ernst, Oderso - ↑3↓1
Das nennt man eine Sauerei!! Und die ganze Nachbarschaftshilfe, der Mahlzeitendienst usw.?! Ist es auch verboten, meiner betagten Nachbarin das Treppenhaus zu putzen, ihr die Bigoudin einzuwickeln, weil sie nicht mehr raus kann. Und das alles franko gratis (was für mich aber stimmt)!
Ob der Richter, der das entschieden hat, wohl einen Sprung in der Schüssel hat?
Mit andern Wirten: Denunzieren wird salonfähig. Willkommen DDR, Nordkorea usw...