Ventil | der Walliser Blog
Die Zeiten ändern sich
Seit eine Wolfsfamilie mit Walliser Wurzeln im bündnerischen Calanda Jahr für Jahr junge Wölfe auf die Welt stellt und diese von dort aus Reisen in die Deutschschweizer Kantone unternehmen, gleichen sich Berichte über deren Schandtaten in Schafherden, wie sie die Walliser Medien seit mehr als 20 Jahren kennen. Es werden Fotos zerschredderter Schafe mit offenen Bäuchen und angefressen Beinen ebenso abgebildet wie Interviews mit erzürnten Bauern, die nicht verstehen können, warum Bern den Wolf schützt und nicht ihre Schafe und Ziegen.
Selbst der Riss dreier Schafe im Grimselgebiet gab in den letzten Tagen für eine namhafte Deutschschweizer Tageszeitung Stoff her, um eine ganze Zeitungsseite damit zu füllen. Und gleichzeitig machen vier Kantone Jagd auf Wolf M75, der mutmasslich innert kurzer Zeit über 50 Schafe gerissen hat. Was die meisten Medien in der Deutschschweiz nicht zu stören scheint, da selbst der WWF den Abschuss opportunistisch befürwortet.
Aber als vor vier Jahren in den Walliser Schattenbergen Wolf M46 während zwei Sömmerungssaisons jeweils weit über 100 Schafe auf den Rücken legte und die Schafzüchter vehement seinen Tod forderten, zeigten dieselben Medien samt dem WWF mit dem Finger aufs Wallis und stellten die Walliser Schäfer als unverbesserliche Wolfshasser dar, die ihre Tiere nicht schützen und mit wenig Aufwand viele Subventionen kassieren wollen. Also wurde der Wolf nach einem Veto aus Bern nicht zum Abschuss frei gegeben.
So ändern sich die Zeiten, wenn der «böse Wolf» vor der eigenen Haustür seine Runden dreht...
Artikel
Kommentare
Ernesto der Schafhirt von der Weide, Alpweide - ↑0↓1
Mein liebes Ventil, irgendwie hast Du recht, aber trotzdem ist es nicht ganz so, wie Du es schreibst. Nur ist das grundsätzlich das Problem der Schreibenden Zunft: wieweit kann ich weg von der Wahrheit, was kann ich verschweigen, was muss ich herausheben, welche Schlagzeile reisst die Leute vom Hocker (oder aus der Letargie) - oftmals kann man mit der reinen Wahrheit leider keinen Blumentopf gewinnen, das ist in Inner- und Üsserschwiiz genau gleich.
Da dies hier ein Blog ist, der öfter auch mal provozieren will/soll, ist Deine Variante voll OK.
Nur, wenn ich die Anzahl Kommentare anschaue, dann reisst es auch niemanden mehr vom Hocker :)
antworten
Das Ventil, Oberwallis - ↑0↓0
Das mag dich jetzt vielleicht erstaunen, Ernesto, aber ich seh das genau gleich wie du: Jedes Jahr einen Wolf abzuschiessen, löst das Problem nicht, ganz im Gegenteil. Beim Schutz der Schafe muss man ansetzen, dies ist nämlich das einzige, dass man selbst in der Hand hat. Trotzdem bin ich der Ansicht, dass beim obigen Thema wohl nicht immer mit denselben Ellen gemessen wird. Was die Popularität des Wolfs als Thema anbelangt: Ich habe auch den Eindruck, dass viele Leser und User hier so langsam die Nase voll davon haben. Vielleicht halten sich die Kommentare in letzter Zeit auch in Grenzen, weil man auf 1815.ch inzwischen mit Namen dahinterstehen muss? Hier im Blog natürlich nicht, das ist klar. In dem Fall dürften wir aber froh sein, dass sich die früheren Querulanten nicht hierhin ausgelagert haben. Sicher hast du die Diskussionen auch ein wenig verfolgt: Viel Brauchbares war da nicht mehr dabei. Für heute allerdings betrachte ich mein Ziel als erreicht. Schliesslich habe ich zumindest einen, bisher meist stillen Leser hinter dem Ofen hervorgelockt ;-) Werden wir in Zukunft mehr von dir lesen?
Ernesto der Schafhirt von der Weide, Alpweide - ↑2↓1
Hallo Ventil, mit den Anzahl Kommentaren hast Du mich missverstanden, ich meinte damit nicht den Blog generell, sondern das aktuelle Thema und als ich das schrieb war halt erst ein Kommentar online. der Blog gefällt mir, lese ihn beinahe jeden Tag, hab halt nicht immer was zu sagen dazu.
Zu den fehlenden Fakten: die alle aufzulisten würde Stunden dauern. Darin liegt ja das Problem, man kann gar nicht alles aufschreiben um allen Seiten gerecht zu werden und je nach Auslegung ist es dann die Wahrheit oder es ist reisserisch.
Ich für meine Seite war noch nie gegen den Wolf, aber war immer schon dafür, dass man die Schafe hütet und beschützt. Ab Sonntag werde ich wieder eine Herde Schafe hüten und beschützen - in Graubünden.
Und zu guter Letzt: der Mensch neigt dazu, alles abzuschiessen was ihm nicht passt, oftmals auch seinesgleichen - eine wirkliche und nachhaltige Lösung war es noch in keinem Fall.
Das Ventil, Oberwallis - ↑1↓1
Dann schau dir mal die Anzahl Kommentare der letzten Blogs an, Ernesto ;-) Nun gut: Welche Fakten fehlen deiner Meinung nach?
Im Ernst, Oderso - ↑1↓0
Genau, Meinungen die ändern, sobald es die eigenen Reihen betrifft.
Oder sollte das Wallis mit seiner einzigartigen Natur als Indianerreservat und Erholungspark für die "Grüezini" (die ich übrigens meistens sehr gerne mag), herhalten? Ich staune über die Entschlusskraft des Kantons Uri.
antworten
Das Ventil, Oberwallis - ↑2↓1
Es ist immer etwas Anderes, sobald es um die eigene Haut geht... Wenn schon, dann das Wallis als Erholungspark für Walliser ;-) schliesslich würden wir selbst auch davon profitieren. Und was die «Grüezini» anbelangt: Erstaunlicherweise habe ich unter ihnen genau so viele Idioten kennengelernt wie unter Wallisern ;-) Dies aber nur eine Notiz am Rande...
Kaktus Keim, Kakteenland - ↑1↓1
Das ist nicht nur mit dem Wolf so, es sind auch andere Sachen die in der Ausser-Innenschweiz wegen den Walliser immer wieder angeprangert werden. Jetzt gehen die auch schon auf die "Stechen" los. Aprikosen und Tomaten wurden auch schon zermürbt und boykottiert samt Feriendestinationen. Bald kann man darauf auch Jodeln und jauchzen, ach wie schön doch das Wallis ist....die cheibe Wauwisser. Ich lach da mal einen drauf. :))))
antworten
Das Ventil, Oberwallis - ↑0↓0
Und wenn man Glück hat, ab und zu ein kühles Blondes...
Kaktus Keim, Kakteenland - ↑0↓0
Das wird ein sehr grosses Event .Der Mensch ist einfach so, Kritik und Lob geben einander die Hand beim Jodlerfest. Dazwischen gibt's Raclette und Weisswein, was will man mehr.
Das Ventil, Oberwallis - ↑0↓0
Mag sein :-) Man hört aber auch von allen Ecken und Enden Kritik. Aber vielleicht ist das auch normal für einen Grossevent...
Kaktus Keim, Kakteenland - ↑0↓0
Ich glaube die Grüezini freuen sich mehr. ;)
Das Ventil, Oberwallis - ↑0↓1
Der ganzen Sache mit Humor zu begegnen, ist immer eine gute Strategie, Kaktus. Freust du dich etwa schon dermassen aufs Jodlerfest?