Gestern Morgen, als ich mich mal wieder über eine Stunde lang im Wartezimmer meines Arztes langweilte, hatte ich genügend Zeit, die Zeitschriften (und zwar alle) in der Auslage zu studieren. Definitiv verdient das Wartezimmer meines Doktors seinen Namen, dachte ich mir dabei. Aber heute ist einfach mal genug! Ich gehe jetzt raus und geige dem netten Fräulein am Empfang meine Meinung und rausche dann ab. Schoss es durch meinen Kopf, bevor ich einen Artikel über die Volkskrankheit Aufschieberitis in einem Heftchen entdeckte. Gut, Meinung geigen und abrauschen wird also auf nächstes Mal verschoben...

Und so gehts uns doch allen ab und zu. Mir jedenfalls schon. Die Reparatur des leckenden Duschschlauchs etwa habe ich so lange aufgeschoben, bis nun gar kein Wasser mehr durchkommt und baden die einzige Option ist – sehr unpraktisch, aber irgendwie auch schön. Aufschieben – oder schöner Prokrastinieren – ein roter Faden in unser aller Alltag.

Wie ich dank dem nicht vorhandenen Organisationstalent meines Arztes nun weiss, kann dies durchaus krankhafte Ursachen haben. Oder auch nicht. Erkennen kann man das ganz leicht: Wenn man, statt zu tun, was man eben tun sollte, faul auf dem Sofa liegt, und sich TV-Serien reinzieht, ist man einfach nur faul und es ist sozusagen alles in Butter. Wenn man hingegen statt des Schreibens des längst fälligen Mails lieber einen Frühlingsputz anzettelt, dann hat man ein ernsthaftes Problem. Aber wenigstens eine schön saubere Wohnung und das ist doch auch schon etwas...