Ventil | Der Walliser Blog
Russische Paten-Tanzbären
Sicher wurdet ihr auch schon mal von Spendenorganisationen auf der Strasse angequatscht. Meist geschieht dies am Bahnhof – der meiner Ansicht nach denkbar schlechteste Ort für ein derartiges Unterfangen. Schliesslich hat doch kaum jemand, der sich am Bahnhof herumtreibt und tatsächlich Geld zum Spenden hat, Zeit, dies auch zu tun.
Letztens habe ich gelesen, dass die meist jungen Spendeneintreiber sich oft auf junge Leute konzentrieren und zwar, weil sich diese, im Gegensatz zu älteren Personen, leichter überreden lassen. Das Problem dabei ist, dass die meisten Jugendlichen kaum Geld haben, um den Brunnenbau in Afrika oder indische Strassenkinder zu unterstützen.
Vor etlichen Jahren habe ich mich auf der Strasse auch mal zur finanziellen Beteiligung an einem wohltätigen Projekt bequatschen lassen. Nicht, weil ich tatsächlich so überzeugt davon war, sondern weil ich den sympathischen Eintreiber nicht abweisen wollte. Bei der nächsten Gelegenheit kündigte ich die Verpflichtung natürlich.
Inzwischen bin ich ein paar Jährchen klüger geworden und unterstütze tatsächlich die eine oder andere Organisation mit Spenden, und zwar aus voller Überzeugung, nicht aus der Not heraus. Zudem habe ich ein paar Abwehrstrategien entwickelt: Am Bahnhof etwa hetze ich in den allermeisten Fällen tatsächlich auf einen Zug und habe gar keine Zeit, mich volllullen zu lassen. Und falls ich an einem anderen Ort angesprochen werde, behaupte ich einfach, ich sei schon Mitglied oder hätte bereits einen russischen Paten-Tanzbären...
...was ich übrigens tatsächlich habe, aber das ist eine ganz andere Geschichte...
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Kommentare
Dübi Düsentrieb, Dübingen - ↑0↓0
So manche Spendenorganisation ist vergleichbar mit einer Getreidemühle...
Au dem langen Weg der Prozedur bleibt viel in den Rädern der Maschinerie hängen.
Am Telefon oder auf der Strasse lasse ich mich grundsätzlich nicht zu einer Spende überzeugen. Bei aktuellen Spendenaufrufen nach einer Naturkatastrophe oder bei humanitären Einsätzen in Kriegsgebieten bin ich gerne bereit mitzuhelfen und zu unterstützen.
@Ventil, deine Geschichte mit der Patenschaft zu einem russischen Tanzbären finde ich höchst interessant und möchte bei Gelegenheit gerne mehr erfahren.:-)
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Das Ventil, Oberwallis - ↑0↓0
Ich halte es inzwischen gleich wie du, Dübi. Und die Geschichte zum russischen Tanzbären ist eigentlich halb so spektakulär ;-) Mein weiches Herz und meine Tierliebe wurden mir zum Verhängnis, als ich vor Jahren eine Doku über das furchtbare Schicksal von ausgedienten russischen Tanzbären im Fernsehen gesehen habe. Als dann der Hinweis zur Patenschaft eingeblendet wurde, war es um mich geschehen. Briefe von ihm habe ich leider bis heute nicht erhalten...