Ventil | der Walliser Blog
No Risk, No Fun?
Mehrere Ereignisse sorgten in den vergangenen Tagen für Schlagzeilen. Zum einen die zahlreichen Lawinenopfer, zum anderen die Reaktionen darauf. Besonders eine machte hellhörig. Der Lawinenexperte Werner Munter nervte sich nämlich ganz unverhohlen über Freerider und verleihte dem öffentlich Ausdruck:
Manche Schneesportler seien nicht bereit, sich an die einfachsten Spielregeln zu halten. «Dann tant pis. Sollen sie doch ihr Leben aufs Spiel setzen für eine geile Pulverschneeabfahrt», sagte er gegenüber den Medien. «Wer die Natur und ihre Gesetze missachtet ist entweder ignorant oder dumm.»
Diese Aussage stiess auf Entrüstung - und doch kann wohl niemand abstreiten, dass eine ganze Menge Wahrheit darin steckt. Schliesslich setzen die risikofreudigen Berggänger nicht nur ihr eigenes Leben aufs Spiel, sondern auch das der Retter und anderer Personen, die sich ebenfalls im Gebiet aufhalten.
Und doch fordert Munter ein «Recht auf Risiko» - gutes Risiko, wohlgemerkt. Dies beschreibt er so: Er selber unternehme heute noch Touren ohne Sicherheitsausrüstung, sei aber bereit «zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu verzichten». Können wir nicht mehr verzichten, ist das unser Problem?
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Kommentare
Martin - ↑0↓0
Wir leben doch in einer paradoxen Gesellschaft!Einerseits wird man überall mit Geboten,Verboten,Gesetzen,Regeln,Hinweisen und Sicherheitsvorkehrungen überschwemmt,die das Leben sicherer und angenehmer machen sollen!Dadurch scheint uns aber irgendetwas zu fehlen,und so sucht man den "Kick" in immer abenteuerlicheren,risikoreicheren Freizeitaktivitäten!...
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Martin - ↑0↓0
...Es kann uns dann einfach nicht schnell,steil,hoch oder turbulent genug sein!Andererseits fehlt dann aber so manchem schnell der Mut,dazwischenzugehen,wenn jemand verprügelt wird,ein Unfallopfer aus seinem brennenden Auto zu retten,Erste Hilfe zu leisten oder sich gegen Machtmissbrauch,Ungerechtigkeit und für Menschenrechte einzusetzen und auch mal die“ Grossen“ anzuprangern!
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Ventil - ↑0↓0
Hast Recht, Dübi, aber ich denke, Werner Munter meint mit seiner Aussage eher diejenigen Fahrer, die Risiken bewusst in Kauf nehmen oder so wenig über die Sache wissen, dass ihnen diese nicht mal bewusst sind. Schief gehen kann immer was, obwohl man top vorbereitet war. Diese Berggänger aber, denke ich, meint er nicht.
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Ventil - ↑0↓0
Stimmt, der Zeitpunkt war sicher nicht klug gewählt, aber wahrscheinlich hats ihn einfach mal «verbutzt». Kann ich ein wenig nachvollziehen...
Dübi - ↑0↓0
Ventil, die Tourengruppe am Vilan GR wurde (s. Interview mit Lukas Zehnder, Leiter der SAC Lägern Aargau in Schweiz Aktuell v. 02.02.2015) von einem erfahrenen und risikobewussten Tourenleiter angeführt und betreut. Trotz aller Vorsichtsmassnahmen vor - und während der Tour gab es schlussendlich fünf tote Tourengänger. Gerade zu diesem Zeitpunkt finde ich die Aussage von Werner Munter unpassend.
Dübi - ↑0↓0
Die Aussage von Experte Werner Munter...
Bei allem Verständnis und allem Respekt gegenüber Herrn Werner Munter.
Auf diese Art und Weise spricht und urteilt man in der Öffentlichkeit nicht über andere Menschen. Auch sehr erfahrene Berggänger haben in den Bergen in der Vergangenheit das Eigene (und das ihnen anvertraute Leben Anderer) verloren. Das Restrisiko in den Bergen ist unerreichbar.
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Dübi - ↑0↓0
Die Natur, die Berge und die tiefverschneiten Steilhänge sind faszinierende Anziehungspunkte vieler Freizeitsportler. Beim Anblick dieser massiven und friedlichen Landschaft wird die sensible Stabilität dieser Gebiete in vielen Fällen unterschätzt. Berge und Schnee sind nun mal eine explosive Mischung und haben ihre eigene Gefahrenkarte, welche der Mensch nicht immer zu lesen vermag.
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Maria - ↑0↓0
Die eigene Verantwortung schliesst - in solchen Situationen - immer auch die Verantwortung für andere ein. Das sind sich - sehr oft - die "ausserdenmarkiertenPisten-Fahrer nicht bewusst. Vielleicht würde der Begriff "Verantwortung" am Pistenrand mehr nützen als Ausrufezeichen und dergleichen.
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Надежда - ↑0↓0
Die Missachtung einer erheblichen Lawinengefahr betrachte ich als unverzeihlich. Da geht es nicht nur um das eigene Leben. Möglicherweise müssen Retter ihr Leben riskieren. Und nicht zu vergessen ist der Nachahmereffekt. Klar sind die "Nachfolger" letztlich für sich selber verantwortlich. Aber die Hemmschwelle sinkt, wenn schon Spuren da sind.
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Надежда - ↑0↓0
Leichtsinn ist zeitlos. Aber Teilweise herrscht heute bei Freizeitaktivitäten eine Supermarkt-Mentalität - manche Leute scheinen zu glauben, alles müsse jederzeit uneingeschränkt zu ihrer Verfügung stehen. Wer alles der Maxime "ich will a) alles und b) sofort!" unterordnet, kann sicher sein, damit eine (bildlich gesprochen) Lawine an Problemen und Konflikten auszulösen.
Maria - ↑0↓0
Guter Mittwoch!
Risiko vergleiche ich mit Versuchung. Und - die war ja schon immer gross. Was verboten ist reizt besonders. Ein Recht auf Risiko liegt wohl in der eigenen Verantwortung. Aber - Herr Munter war etwas zu munter mit seiner Aussage!
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Ventil - ↑0↓0
Guter Mittwoch Maria! Im Grunde genommen hast du Recht, wenn jemand ein Risiko eingeht, ist dies seine Sache. Was ist aber in diesem konkreten Fall mit Rettern, die man durch das eigene Verhalten in Gefahr bringt? Aber ich würde dir zustimmen, Herr Munter war wohl sehr verärgert, als er dieses Interview gegeben hat :-)