Die Moderne hat auch vor der Partnersuche keinen Halt gemacht. Während man sich früher noch in der Schule, am Arbeitsplatz oder in irgendwelchen Spelunken im Ausgang kennengelernt hat, ist es heutzutage gang und gäbe, wenn eine Beziehung online ihren Anfang nimmt.

Eine hoffentlich eher unfreiwillig amüsante Kontaktanzeige habe ich neulich im Internet gefunden. Ein junger Oberwalliser sucht damit nach einer interessanten Frau, zum Kennenlernen und Freundschaften knüpfen und möglicherweise auch für mehr. Sich selbst beschreibt er als «nicht unbedingt der Sportstyp und dementsprechend auch nicht gerade mit Sixpack ausgestattet, aber auch nicht übertrieben dick, eher vom Typ Kuschelbär». Er fügt an, dass man Persönlichkeit seiner Meinung nach allerdings nicht mit Muskeln zeige, sondern mit Charakter. Wie Recht er doch hat!

Weiter gehts mit Freizeitaktivitäten: Er unternehme gerne Sachen. Was konkret, könne man durch persönliche Nachricht von ihm selbst erfahren. Es sei nichts Perverses, fügt er an. Sicher ist sicher, schliesslich ist man im Internet diese Tage ja so einiges gewohnt. Ebenfalls stellt er klar, dass er keine Frau für eine Nacht suche, weil Frauen für ihn nicht nur Lustobjekte seien. Nicht nur! Ich gehe mal davon aus, dass diese Wendung ihm unabsichtlich hineingerutscht ist.

Nach der Lektüre dieser Anzeige liegen die Vorteile des persönlichen Kennenlernens für mich auf der Hand: Man ist nicht gezwungen, seine Absichten derart konkret in Worte zu fassen. Ebenfalls muss man sich selbst weder charakterlich noch optisch beschreiben. Ein fehlendes Sixpack kann dadurch durchaus über längere Zeit kaschiert werden. Und irgendwie beschleicht mich das Gefühl, dass das mit der Liebe vor Internet-Zeiten einfacher war. Dem Schreiber trotzdem viel Glück auf der Suche nach der Richtigen!