Ventil | Der Walliser Blog
«Lehrer sollst du werden...»
Nach der Demission von Jean-Marie Cleusix, Chef der Dienststelle für Unterrichtswesen, hat der Walliser Staatsrat eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die sich einen Überblick über das ganze Gewirr verschaffen sollte. Untypischerweise kam diese tatsächlich zu einem Ergebnis, das gestern in Sitten den Medien präsentiert wurde.
Welcher Vergehen sich Cleusix schuldig gemacht hat, habt ihr sicher inzwischen auch schon aufgeschnappt. Viel interessanter ist allerdings, wie er bestraft wird: Ha! Er wird ganz einfach zum Mittelschullehrer degradiert! Ein genialer Coup von Vater Staat und wahrlich, gestraft ist man als Lehrer wohl so manches Mal: Nicht nur, dass man sich mit Eltern und Schülern herumschlagen muss, die dem Lehrerberuf längst nicht mehr so viel Respekt wie früher entgegenbringen, nun wird die Tätigkeit auch noch von offizieller Stelle als «ausreichende Strafe» und «gerechtfertigte Sanktion» bezeichnet. Wenn sich das bloss nicht einbürgert! Vergessen ist «auf deinem Bauche sollst du kriechen...», Nein, «Lehrer sollst du werden»!
Im Grossen und Ganzen, das hingegen ist wieder ein wenig typischer, warf die Orientierung mehr Fragen auf, als sie beantwortete. Etwa: Ist es klug, einem Haufen Heranwachsender einen Menschen wie Cleusix als Lehrer vor die Nase zu setzen? Wen bestraft man da wirklich? Und ist es reiner Zufall, dass sich nach der Demission des Chefs auch alle anderen Probleme der Dienststelle in Minne aufgelöst haben? Oder ist es auch ein klein wenig praktisch, einen derart dankbaren Sündenbock gefunden zu haben?
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Kommentare
Ronja - ↑1↓0
Maria, du hast recht, hab grad noch den heutigen WB gelesen.
Dann tut mier jetzt nur noch seine Familie leid.
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Ventil - ↑6↓0
Degradierung und Strafe hin oder her, solche Wüstensöhne und -töchter müsste man eigentlich fristlos entlassen. Nicht?
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Maria - ↑3↓0
Guter Freitagnachmittag!
Beim Staat wird halt niemand in die Wüste geschickt. Auch einem "Wüstensohn" oder einer "Wüstentochter" garantieren doch die Steuerzahler den Lohn.
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Ronja - ↑0↓4
Wennigstens wurde etwas gemacht, das muss man eigentlich schon hoch anrechnen.
Und solch eine Degradierung tut weh, sehr weh sogar. So kann er nicht mehr sein Gesicht waren. Solche Sachen gehen in die Tiefe.
Ob er jetzt noch eine Strafe zusätzlich bekommt als "nur" als Mittelschulleher zu arbeiten und im Gespöht vom ganzen Wallis zu sein, spielt eigentlich keine grosse Role mehr. Hr Cleuxis leitet.....(mit Recht)
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Maria - ↑3↓0
Ronja! Meine Fragen: Hoch anrechnen? Ist diese sogeannte "Degradierung" nicht die minimalste Pflicht eines Vorgesetzten? Wie soll er denn das Gesicht vor Schülern wahren? Letzte Frage: Meinst du, dass er leidet? Vielleicht nicht, nach allem, was wir heute erfahren haben. Wie sonst rechtfertigt sein Verhalten gegenüber den Angestellten und Mitarbeitern?
Dübi - ↑2↓1
Strafe muss sein...
Es gibt allerdings härtere und nachhaltigere Strafen als zum Mittelschullehrer degradiert zu werden. Die Öffentlichkeit wird Jean-Marie Cleusix in der Ausübung seiner zukünftigen Tätigkeit wohl intensiv auf die Finger schauen und die Schulkinder werden die Schulzeit mit Jean-Marie Cleusix wohl ohne grösseren Schaden überstehen.
Ich aber würde mich als degradierte und bestrafte Person bei einer anderen Berufsbranche bewerben. Es gibt heutzutage so viele Handwerkbetriebe, welche fleissige und ehrliche Mitarbeiter suchen.
Wünsche Ihnen viel Glück bei der Stellensuche, Herr Jean-Marie Cleusix, degradierter Chef der Dienststelle für Unterrichtswesen.
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Dübi - ↑4↓0
@Ventil, dem ist doch so...
Eine Schade für jeden im Amt stehenden Mittelschullehrer. Unsere Lehrer sind doch keine Sträflinge aus irgendeiner Legion von Straftätern.
Ventil - ↑2↓0
Würde ich auch sagen, Dübi. Die Botschaft, die diese «Strafe» an unsere Mittelschullehrer sendet, ist ebenfalls ein wenig bedenklich...