In Deutschland ist ein 82-jähriger Mann im Vorraum einer Bankfiliale gestorben. Vier Bankkunden stiegen einfach über ihn hinweg, erst der fünfte alarmierte die Rettungskräfte. Was sich unglaublich anhört, ist es eigentlich gar nicht. Psychologen haben sogar einen Namen für dieses Phänomen: «Der Zuschauereffekt».

Konkret: Je mehr Personen einen Unfall oder einen kriminellen Übergriff beobachten, desto unwahrscheinlicher wird es, dass das Opfer Hilfe erhält. Der Grund dafür: Der einzelne Beobachter schiebt die Verantwortung von sich, denkt, ein anderer werde dann schon eingreifen.

Am besten ist man also dran, wenn nur eine einzige Person Zeuge eines solchen Vorfalls wird. Irgendwie absurd, nicht? Im Ernstfall raten Experten, einen bestimmten Beobachter direkt anzusprechen: «He, Sie da mit der roten Jacke...»

In diesem Zusammenhang ist mir eine ganz ähnliche Geschichte eingefallen: Als ein Bekannter vor ein paar Jahren aus der «Provinz» in die Grossstadt gezogen ist, wurde ihm geraten, in einer Notlage niemals nach «Hilfe», sondern nach «Feuer» zu rufen.

Warum? Ganz einfach weil sich niemand gerne in möglicherweise gefährliche Angelegenheiten eines Unbekannten hineinziehen lassen will, während Feuer unter Umständen die ganze Nachbarschaft und auch einen selbst bedrohen könnte.

Wie war das noch: Der Mensch, das einzige Wesen, das zu Empathie fähig ist?