Kinder sind ja von Natur aus grundehrlich. Dies hab ich letztens im Zug von Neuem erlebt. Im Abteil gegenüber von mir sass ein Vater mit seiner schätzungsweise sechsjährigen Tochter. Als ein junger Mann einstieg und das Mädchen fragte, ob der Platz neben ihm noch frei sei, meinte es ohne zu zögern: «Nein!»

Der Vater wies sie dann darauf hin, dass man nicht einfach Nein sagen könne, wenn der Platz tatsächlich frei sei. Sie sah das natürlich ganz anders. Schliesslich wolle sie keinen Fremden neben sich und der Mann habe ja gefragt. Jaja, sie sind verwirrend, unsere gesellschaftlichen Konventionen.

Beim nächsten Bahnhof stieg der Mann wieder aus und viele andere Passagiere ein. Als eine Frau auf unser Abteil zusteuerte, sagte der Vater zu seiner Tochter, dass er dieses Mal kein Theater mehr haben wolle, wenn sich diese auf den freien Platz setzen möchte. Das Mädchen: «Die Frau darf sich setzen. Aber nur, wenn sie nett ist.»

So geht es uns doch eigentlich allen. Nur trauen wir uns oft nicht, die Dinge beim Namen zu nennen. Allerdings heisst es ja immer, dass Kinder und Narren die Wahrheit sagen. Vielleicht sollten wir uns dies zur derzeitigen Narrenzeit ein wenig zu Herzen nehmen?