Ventil | Der Walliser Blog
Dreiste Notlüge
Nur einen Moment war ich unachtsam und habe einen der bekannten neuralgischen Punkte hier im Oberwallis mit halb geschlossenen Augen passiert und schon stand ein sympathischer junger Mann neben mir und fragte: «Hätten Sie Zeit, mit mir einen Moment über 100 Jahre Liebe und Natur zu sprechen?»
Puh, was für eine Frage! Äh, Jein! Schrie es tief in meinem Herz, mein Kopf aber blieb geistesgegenwärtig: «Sie arbeiten für Pro Natura?», fragte ich zurück. Das Logo an seinem T-Shirt hatte ihn verraten. «Eine tolle Sache! Deshalb bin ich schon seit Jahren Spender.» Der Jungspund dankte mir vielmals, zog von dannen und sprach andere nichtsahnende Passanten an.
Das schlechte Gewissen plagte mich ein paar Minuten lang. Bis ich mir in Erinnerung rief, wie vielen anderen Spendenorganisationen ich schon auf den Leim gegangen war: Brunnen in Afrika, Russische Tanzbären, lärmgeplagte Bienen... Und allemal besser, als das obligate «Keine Zeit», dass die Spendeneintreiber wohl sonst meist zu hören bekommen. Oder?
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