Vor einiger Zeit schon habe ich bei mir die etwas spleenige Angewohnheit entdeckt, in angespannten und stressigen Situationen zu summen. Ganz, ganz leise, für andere um mich herum kaum hörbar. Ich glaube, es geht mir hier eher um die Vibration der Stimmbänder, denn um wirkliches Erzeugen eines Tons. Meistens handelt es sich dabei dann um Weihnachtslieder oder Marschmusik. Fragt mich nicht wieso. Aber es zeigt doch Mal wieder, dass das menschliche Bewusstsein wirklich unergründlich ist.

Jedenfalls war ich letzthin in einer Yoga-Stunde, in der es vor allem um Entspannungsübungen ging. Auch hier wurde zu Beginn im Plenum gesummt und ich war ein wenig erleichtert: Ich bin also nicht nahe am Durchdrehen, sondern habe ganz einfach intuitiv, ohne je davon gehört zu haben, eine bekannte Entspannungstechnik für mich entdeckt.

Der Höhenflug währte allerdings nicht lange. Noch am selben Abend bin ich in einer Zeitschrift auf ein Beispiel des Rohrschachtests gestossen. Was sehen Sie hier? Meine Antwort: Ui, eine angsteinflössende Fratze. Die «richtige Lösung»: Die meisten Menschen sehen einen Schmetterling oder schlicht und einfach einen Tintenklecks. Alle anderen, hiess es, sollen ihre Antwort bloss nicht an die grosse Glocke hängen, wollen sie nicht in der Zwangsjacke enden.

Weil ich gerade in der Stimmung dafür war, habe ich dann noch ein paar andere Tests durchgeführt: Ich bin also höchst phlegmatisch, besitze absolut keine Führungsqualitäten, sollte überdenken, warum ich in welchen Situationen Alkohol trinke, und bin total ungeeignet für meinen Job. Allerdings: Beim «Bin ich glücklich»-Test habe ich dann wieder so richtig abgesahnt. Zum Durchdrehen!