«Heimat ist Heimat, auch wenns die Hölle wär», pflegte ein Verwandter immer zu sagen. Ich kann ihm da nur zustimmen und wir haben es hier ja wahrlich nicht mit der Hölle zu tun. Man könnte allerdings manchmal diesen Eindruck bekommen. Interessanterweise vor allem, wenn man mit Wallisern zu tun hat, die schon ein Weilchen nicht mehr in der «Provinz» leben, sondern urban geworden sind.

Letztens hatte ich mit einem solchen Exemplar zu tun, dass unverhohlen darüber sprach, wie es ihm jeweils ein wenig eng ums Herz werde, wenn er «Heim» fahre – und dies nicht nur der hohen Berge wegen, sondern vor allem der sturen, engstirnigen Bewohner. Ein ganz klein wenig verspürte man auch hochmütiges Mitleid, das er mit denjenigen empfand, die es nie aus dem Tal heraus geschafft hatten. Diejenigen, die halt so richtige Walliser geworden waren, mit Mitte 20 Kinder bekommen hatten, ein Haus bauten, sich mit den Jahren einen Zweitwagen kauften und sich heutzutage nur noch über Wölfe und Schafe unterhalten.

Der Exil-Walliser hingegen – und das ist nun nur ein böse Vermutung – sitzt in der feinen Zürcher Stadtwohnung, feiert im Kaufleuten wilde Partys, pflegt eine Menge oberflächliche Kontakte und fährt dann doch regelmässig zurück in die «Heimat», um sich ein wenig besser als die Daheimgebliebenen vorkommen zu dürfen. Warum wohl?