Standpunkt
Werden Sie nicht Gemeinderat!
So langsam aber sicher rücken die Gemeinderatswahlen näher. Die vielen Plakate am Strassenrand und die Inserate in den Zeitungen künden davon. Während in den grossen Agglomerationen dabei so viele Gesichter von diesen Plakaten lächeln, dass man im Vorbeifahren kaum alle genauer betrachten kann, sieht es in vielen anderen Kommunen eher danach aus, als müsste man die Kandidaten fast zu ihrem Glück zwingen. In einigen Dörfern wurden derweil überhaupt keine willigen, zukünftigen Kommunalpolitiker gefunden. Hier ist das ganze Dorf wählbar, sozusagen wie früher, als es darum ging, wer nun die Suonen unter Lebensgefahr reparieren muss.
Und wissen Sie was? Recht haben sie, all die Leute, die sich denken: «Warum soll ich mir das bloss antun?» All die Verantwortung, die endlosen Sitzungen, die komplizierten Dossiers, die Medien, die einem ständig auf die Finger schauen, der Kanton, der den Gemeinderäten immer mehr Aufgaben aufbürdet und, und, und...
Da gibt es doch Sinnvolleres, das man in seiner wohlverdienten Freizeit tun kann. Nicht zuletzt, da man ja auch immer noch der Buhmann ist, wenn irgendetwas nicht so läuft. Das Motto «Kann das nicht jemand anderes machen?», ist vollkommen angebracht. Und Politik zu machen, ist sowieso ja sooooo langweilig, viel mehr Spass macht es aus sicherer Entfernung dafür aber umso inbrünstiger über die Damen und Herren Gemeinde-räte zu lästern.
Hauptsache für das persönliche Wohlbefinden ist doch, dass die Strassen in einem guten Zustand sind, das Wasser sauber ist und die Steuern niedrig sind und die Schule offen ist. So lässt es sich wahrlich gut leben. Was also soll man sich als Gemeinderat mit dem interkommunalen Finanzausgleich oder, noch schlimmer, dem Schreiben einer Rede für den Neujahrsempfang auseinandersetzen? Braucht doch kein Mensch, all diese Sachen. Falls Sie also eines Tages mit dem Gedanken spielen, für den Gemeinderat in Ihrem Dorf zu kandidieren – tun sie es bloss nicht!
An jene Frauen und Männer, für die es bereits zu spät ist und von denen einige schon bald wieder oder neu in den Räten sitzen werden – Ihnen möchte ich sagen: «Sie sind im Begriff etwas sehr Dummes zu tun, nämlich etwas Produktives und Nützliches für die Gemeinschaft.»
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