Kommentar | Von Bikern und Wanderern

Wanderer müssen nicht vernünftig sein – Biker müssen aufpassen!

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In der Region Visp bis Grächen entsteht ein Bikenetz von unglaublichen 240 Kilometern Länge. Biker von nah und fern freuen sich auf actionreiche Abfahrten und vielleicht den einen oder anderen schweisstreibenden Anstieg. Die Aussicht auf ein solch gewaltiges Bikenetz dürfte aber auch vielen Wanderern den Schweiss auf die Stirn treiben, nur wird hier wohl Angstschweiss sein. Denn allen Beteuerungen zum Trotz, so harmonisch wie es sich die Promotoren solcher Bikeprojekte wünschen, ist das Nebeneinander von Bikern und Wanderern in der Praxis halt nicht. Auch wenn der Projektleiter des Bikenetzes Berno Stoffel beteuert, dass «zu jedem Abschnitt Aussagen zu dessen Steilheit, Übersichtlichkeit und Beschaffenheit gemacht worden sind, um zu prüfen, ob die ­Koexistenz von Bikern und Wanderern gewährleistet ist», so bleiben zwei Faktoren, die, wie überall wo Fahrzeuge und Fussgänger aufeinandertreffen, nicht zu 100 Prozent zu berechnen sind. Da wäre einerseits das Können. Dieses ist bei den Bikern ganz unterschiedlich ausgeprägt. Während die einen über die Kompetenz verfügen, eine Strecke und die Situation zu «lesen» und entsprechend zu fahren, sieht man den anderen die Überforderung ins Gesicht geschrieben. Solche Biker sind ein Risiko für Wanderer, egal ob man die Strecke «geprüft» hat oder nicht. Zweitens ist da die Sache mit dem Spass. Biker wollen fahren und wenns irgendwie geht möglichst schnell. Das widerspricht dem von Stoffel proklamierten «guten Nebeneinander» von Bikern und Wanderern fundamental. Berno Stoffel scheint zu ahnen, dass es wohl nicht ganz so reibungslos laufen wird, wie er sich das wünscht. Und so fordert er von Bikern wie auch Wanderern, «vernünftig» zu sein. Das ist falsch. Wanderer sind die schwächere Partei auf den Wegen, ähnlich wie es Fussgänger auf der Strasse sind. Würde Stoffel von diesen wohl auch verlangen, vernünftig zu sein, wenn sie auf dem ihnen zugeteilten Weg, sprich dem Fussgängersteifen, die Strasse überqueren? Wohl kaum.

Martin Meul

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