Standpunkt | Von Walter Bellwald

Völkerball als Spiegel der Gesellschaft

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Haben Sie schon einmal Völkerball gespielt? Dieses Spiel, bei dem es darum geht, reaktionsschnell und treffsicher zu agieren. Das Spiel, bei dem der Spass und der Teamgeist im Vordergrund stehen und das Gefühl, gemeinsam zu gewinnen. Generationen von Schülerinnen und Schülern haben das beliebte Freizeitspiel schon gespielt. Warum ich Ihnen das erzähle? Weil der Schulsportklassiker in der Kritik steht. Kanadische Forscher sind nämlich kürzlich zum Schluss gekommen, «Völkerball ist eine institutionalisierte Form von Mobbing». Im Spiel gehe es darum, die Mitglieder des gegnerischen Teams mit einem Ball zu treffen und so der Reihe nach auszuschalten. Aus Sicht der Wissenschaftler ist das «unterdrückend und entmenschlichend».

Jetzt fordern diese Forscher die Lehrer auf, in Zukunft auf Völkerball, im Englischen als «Dodgeball» bezeichnet, zu verzichten. Der Grund: Gerade stärkere Spieler würden das Spiel ausnützen, um schwächere Klassenkameraden zu schikanieren. Ihr Tenor: «Völkerball vermittelt den Schülern, dass es okay ist, andere zu verletzen.» Darum sei Völkerball eine Form von Mobbing und müsse aus dem Schulplan gestrichen werden.

Es ist bedenklich, wenn uns Wissenschaftler klarzumachen versuchen, eine Ballsportart mit Mobbing gleichzusetzen. Der Sport bringt es mit sich, sich den Regeln des Spiels anzupassen. Genauso wie es Gewinner und Verlierer gibt. Dass Völkerball den Schülern vermitteln soll, andere verletzen zu können, nur weil sie im Spiel einen Ball nach einem anderen werfen, ist nicht nachvollziehbar und völlig aus der Luft gegriffen.

Nicht das Spiel an sich ist das Problem, sondern die Gesellschaft. Wenn Kinder und Jugendliche über ein Spiel andere zu demütigen suchen und sich dabei über Zahnspangenträger, Übergewichtige und Pickelgesichter lustig machen, verrät das viel über ihr Umfeld. Dann darf aber nicht ein Spiel als Sündenbock herhalten. Hier sind in erster Linie Eltern und Lehrer gefordert.

Walter Bellwald

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