Region | Oberwallis
Vergesst doch den Wolf!
Die Reform des Rentensystems in der Schweiz läuft auf Hochtouren. Nach dem Bundesrat hat sich nun auch die Sozialkommission des Ständerates (SGK) zum zukunftsweisenden Projekt geäussert. Die wichtigsten Eckpunkte: Frauen sollen bis 65 statt wie bisher 64 arbeiten müssen. Sämtliche AHV-Renten werden um 70 Franken im Monat erhöht und auch der Plafond für Ehepaare wird nach oben korrigiert. Gleichzeitig wird der Umwandlungssatz der 2. Säule verringert und die Mehrwertsteuer erhöht. Schon jetzt ist klar: Billiger wird das Rentensystem in der Schweiz mit der Reform nicht, im Gegenteil. Man geht von Mehrkosten von bis zu 1,4 Milliarden Franken pro Jahr aus. Ab 2030 dürften es wegen der demografischen Entwicklung noch mehr sein. Die Einsparungen, die die Erhöhung des Rentenalters für Frauen bringt, reichten mitnichten, um die Mehrkosten zu decken. Das Ansinnen der SGK ist dabei ein sehr unfaires. Denn es unterminiert den sozialen Gedanken des Rentensystems über die Generationen hinweg. Mehr Geld für die Rentner heisst gleichzeitig weniger für die jungen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Sie müssen in den kommenden Jahrzehnten ein System finanzieren, das immer teurer wird, von dem sie aber vielleicht nur noch in einem geringen Masse profitieren können. Der Anspruch auf eine komfortable Rente für alle ist unbestritten. Aber eben für alle. Ein «Nach mir die Sintflut»-Denken kann nicht toleriert werden. Doch genau das scheint bei der Rentenreform der Fall zu sein. Ist es doch erstaunlich, dass die SGK das Geschäft, ein sehr kompliziertes und folgenreiches notabene, in Rekordzeit behandelt hat. Andererseits gehen ja einige Vertreter des Ständerats im Herbst in Rente - ein Schelm wer Böses denkt. Auf jeden Fall tut die junge Generation gut daran, sich gut zu überlegen, wen sie denn bei den kommenden Wahlen nach Bern schicken möchte. Schliesslich werden dort Entscheide gefällt, deren Konsequenzen sie in 30 Jahren zu spüren bekommt. Da lohnt sich ein genaues Hinsehen. Vor allem sollte man sich nicht von polemischen Diskussionen à la Wolf ja oder nein blenden lassen. Wie steht mein Vertreter in Bern zur Energiepolitik, zur Tourismusförderung oder zur medizinischen Grundversorgung? Das sind Fragen, die die Wähler den Kandidaten stellen sollten. In diesem Sinne: Vergesst den Wolf!
Martin Meul
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