Standpunkt | Von Walter Bellwald
Unnötige «Taxifahrten»
Früher war alles ein wenig anders – und auch ein bisschen besser. Das behaupten nicht nur ein paar Ewiggestrige. Es gab weniger Stress, das Verkehrsaufkommen war geringer und die meisten Schulkinder gingen noch zu Fuss zur Schule. Heute hingegen scheint der Stress und der Leistungsdruck allgegenwärtig, kleine Ortschaften zählen bald mehr Autos als Fussgänger und die Schulkinder lassen sich von Mama (oder Papa) zur Schule chauffieren.
Die Folge: Nicht nur Naters (siehe Beitrag oben) droht ein Verkehrskollaps. Auch andere Ortschaften haben mit dem immer grösseren Verkehrsaufkommen zu kämpfen. Die Verkehrsplaner sind überfordert und die Behörden ratlos. Die «Automania» hat den modernen Bürger fest im Griff. Dass (besorgte) und berufstätige Eltern ihre Schützlinge zur Schule fahren und dabei die Strassen verstopfen, ist ein zusätzlicher, unnötiger Stress- und Störfaktor in dieser leidigen Angelegenheit. Das Zur-Schule-gefahren-Werden gehört mittlerweile zum guten Ton und niemand will dabei zurückstehen, den braven Sohnemann oder das artige Töchterlein zeitig beim Schulhof abzuliefern. Dass man/frau dabei noch das schicke neue Auto präsentieren kann, ist ein «positiver Nebeneffekt». Schliesslich will man zeigen, was sich die berufstätigen Eltern leisten können und warum sie den lieben langen Tag krampfen.
In der Tat: Die Zeiten haben sich geändert. Die Familienstruktur ist überholt und viele Frauen und Männer sind voll im Berufsleben eingespannt. Auch die Mobilität gehört zu unserem Alltag. Trotzdem wäre es angebracht, auch mal den gesunden Menschenverstand walten zu lassen und das Auto stehen zu lassen, damit die ABC-Schützen, statt gefahren zu werden, den Schulweg unter die Füsse nehmen. Das würde nicht nur unnötige Fahrten vermeiden, sondern auch mithelfen, das Verkehrschaos vor den Schulhäusern in den Griff zu bekommen. Und die Kinder würden erst noch dazu animiert, sich mehr zu bewegen.
Walter Bellwald
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