Standpunkt | Von Walter Bellwald
Schafzuchtverband sucht schwarzes Schaf
Schafe gelten zuweilen als stur und eigensinnig. Diese Eigenschaften werden auch ihren Haltern nachgesagt. Wie anders lässt es sich erklären, dass Alwin Meichtry als Präsident des Schweizerischen Schafzuchtverbandes (SSZV) nach einem internen Machtkampf aus dem Amt gedrängt wurde.
Der Leuker Meichtry wurde im Februar 2015 mit viel Vorschusslorbeeren als Nachfolger für den zurückgetretenen Freiburger German Schmutz zum Präsidenten des SSZV gewählt. Vor allem im Oberwallis war die Freude über die Wahl Meichtrys gross. «Einä va iisch» sollte die Sorgen der Schäfer ernst nehmen und ihre Anliegen umsetzen. Heute, knapp dreieinhalb Jahre später, bleibt nur ein Scherbenhaufen. Der Grund: Die Schafzuchtgenossenschaften und -organisationen sind in sich so zerstritten, dass viele von ihnen mit dem Austritt aus dem SSZV drohen. Nur ein Jahr nach dem 100-jährigen Bestehen steht der Schweizerische Schafzuchtverband am Scheideweg.
Dass Alwin Meichtry nach den internen Machtgeplänkeln jetzt die Reissleine zieht und sein Amt abgibt, mag auf den ersten Blick zwar löblich erscheinen. Bei näherem Hinsehen hat sich sein Abgang aber schon lange vorher abgezeichnet. Denn: Schon im Februar vergangenen Jahres stand Meichtry als Präsident des SSZV auf der Kippe und konnte ein Misstrauensvotum knapp abwenden. Dabei wurde ihm vorgeworfen, mit seinem Führungsstil mehrere Partner des Verbandes vor den Kopf zu stossen und den SSZV damit politisch zu schwächen.
Den Höhepunkt der Schlammschlacht war die Ehrverletzungsklage Meichtrys gegen ein Vorstandsmitglied und den ehemaligen Vizepräsidenten des Verbandes. Daraufhin mehrten sich die Stimmen nach dem Rücktritt des amtierenden Präsidenten. Jetzt konnte Meichtry dem Druck nicht mehr standhalten und ist zurückgetreten. Was bleibt, ist ein «führungsloser» Verband und ein interner Knatsch, der noch lange nachhallen wird.
Walter Bellwald
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