Standpunkt | Von Walter Bellwald
Nachdenken – statt nur Mitmarschieren
Der Hype um den Klimawandel hat auch unsere Breitengrade erreicht. Der Grund dafür ist die berühmteste Klimaaktivistin der Welt, die 16-jährige Greta Thunberg, die mit ihren Auftritten Tausende von Schülerinnen und Schülern mobilisiert, den Mächtigen ins Gewissen redet und Politiker ins Schwitzen bringt.
Während einige Politiker das unscheinbare Mädchen mit dem ernsten Gesichtsausdruck und den mahnenden Worten – «eure Generation hat uns die Zukunft gestohlen» – als mediale Inszenierung abtun, treibt sie vorab die jüngere Generation auf die Strasse, um sich ihrer Forderung nach Klimaschutz und entsprechenden Massnahmen anzuschliessen.
Am kommenden Freitag findet in der ganzen Schweiz und im Oberwallis eine Kundgebung statt. Unter dem Motto «Alle auf die Strasse» fordern die Teilnehmer/innen die Behörden auf, den Klimanotstand auszurufen, die Kehrtwende hin zu erneuerbaren Energien zu forcieren und unsere Gletscher zu retten.
Der Klimawandel hat die Jugendlichen politisiert. Darum wollen sie Politiker und die Forschung in die Pflicht nehmen, sich zu engagieren und die Erderwärmung zu stoppen. Diesem Anliegen ist nichts entgegenzusetzen. Im Gegenteil: Der Klimawandel lässt sich nicht leugnen und wird noch viele Generationen beschäftigen. Allerdings: In ihrem Kampf gegen den Klimawandel sind die Jugendlichen nicht frei von Widersprüchen. Denn: Einer «Blick»-Umfrage zufolge fordern 64 Prozent der Jugendlichen, dass die Politik «radikale Massnahmen gegen Umweltsünder» ergreift. 66 Prozent hingegen lehnen radikale Verbote, etwa von Benzin- oder Dieselmotoren, ab. Genauso wenig wollen sie auf Flugreisen verzichten. Im Klartext: Es muss zwar etwas getan werden, aber wehtun darf der Klimaschutz nicht. Ob es vor diesem Hintergrund ausreicht, auf die Strasse zu gehen und auf die Missstände aufmerksam zu machen, ohne einen Eigenbeitrag zu leisten, darf bezweifelt werden.
Walter Bellwald
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