Standpunkt | Von Walter Bellwald

Mit der Gefahr leben lernen

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Sonntagabend – gegen 19 Uhr. Der Himmel im Lötschental verdunkelt sich und ein Donnergrollen kündet das nahende Unwetter an. Keine zehn Minuten später schüttet es wie aus Kübeln. Schlimmer noch. Ein heftiger Wind peitscht den Regen fast waagrecht einher. Alles, was nicht niet- und nagelfest ist, wird durch die Luft gewirbelt. Keine halbe Stunde später verzieht sich das Unwetter. Die Bilanz: entwurzelte Bäume, abgebrochene Äste und ein beklemmendes Gefühl.

Andernorts hat das Unwetter noch viel schlimmer gewütet. In Chamoson tritt der Dorfbach über die Ufer und reist ein Fahrzeug mit sich. Zwei Personen werden bei Redaktionsschluss immer noch vermisst. Bereits vor einem Jahr hatte sich eine Schlammlawine durch den Ort gewälzt. Verletzt wurde zwar niemand, aber es entstand ein beträchtlicher Sachschaden. Zum Unwetter vom Wochenende. Wegen Felsstürzen muss die Strasse zwischen Feschel und Erschmatt sowie zwischen Ulrichen und dem ­Nufenenpass gesperrt werden, während in der Kantonshauptstadt zahlreiche Keller und Unterführungen unter Wasser stehen. Auch die Region Leuk ist stark vom Unwetter betroffen. Neben dem Schloss werden mehrere Rebgüter in Mitleidenschaft gezogen.

Neben dem finanziellen Schaden bleibt ein mulmiges Gefühl. Dass die Unwettergefahren stetig zunehmen, ist nicht von der Hand zu weisen. Kaum ein Regentag, wo nicht Bäche über die Ufer treten oder Sturm und Hagel anderweitige Schäden verursachen. Dass sich dabei immer wieder Schaulustige in die Nähe eines ­Gefahrenherds begeben, um das Naturschauspiel möglichst nah mitzuverfolgen, ist schwer nachvollziehbar. Nicht nur ihrer selbst willen, sondern auch vor dem Hintergrund, dass womöglich Rettungskräfte eingreifen müssen, um die Gaffer aus ihrer misslichen Situation zu befreien. Wir müssen zwar lernen, mit den Naturgefahren zu leben, sollten die Gefahr aber nicht unnötig herausfordern.

Walter Bellwald

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