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Mehr Macht den Lehrern

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Vergangene Woche postulierte Bildungsminister Oskar Freysinger seine Vision von der Schule. In zehn Thesen zeigte Freysinger auf, wie die Schule seiner Meinung nach in Zukunft funktionieren könnte oder sollte. Dafür gab es postwendend Kritik. Die Schuldirektoren zeigten sich als Erstes einmal überrascht, dass der Bildungsminister bei der Ausarbeitung seines Strategiepapiers nicht um ihre Meinung gebeten hatte. Zudem, so der Co-Präsident der Oberwalliser Schuldirektionen, Werner Salzmann, im Lokalradio, sei Freysingers Vision von Schule ziemlich veraltet. In diesem Punkt hat Salzmann recht: Neu ist an dem Papier des Bildungsministers nicht viel. Im Gegenteil, es hebt jene Aspekte von Schule hervor, die Schule über die Jahrhunderte auf die eine oder andere Weise ausmachten – Wissensvermittlung, eine Leistungskultur oder den Respekt gegenüber den Lehrpersonen, um einige Punkte zu nennen. Mit seiner Rückwärtsgewandtheit geht Freysinger den richtigen Weg. Denn Beweise dafür liefert Werner Salzmann gleich selber. Er kritisiert nämlich: «Es erstaunt uns, dass man Bereiche wie verhaltensauffällige Schüler, integrierte Massnahmen oder pädagogische Schülerhilfe genauso ausblendet wie die Integration von fremdsprachigen Kindern.» Diese Punkte gehören im Jahr 2016 sicher zum Schulwesen dazu, sie aber zu einem von zehn zentralen Punkten machen zu wollen, zeugt davon, dass man offenbar wirklich den Blick fürs Wesentliche verloren hat. Die Schule soll Wissen und Lebenskompetenzen vermitteln. Dafür ist eine gewisse Unabhängigkeit, Stabilität und Fokussierung nötig. In der Konsequenz heisst dies, dass äussere Einflüsse gering zu halten sind. Die Eltern haben in den letzten Jahren massiv an Einfluss auf die Schule gewonnen. Jedoch sind, wie Freysinger sagt, Schüler keine Kunden, die man zufrieden stellen muss. Eltern sind es erst recht nicht. In dieser Angelegenheit fehlt in Freysingers Thesen leider ein wichtiger Punkt. Die Lehrpersonen müssen dringend wieder mehr Autorität erhalten, damit sie ihren Auftrag konsequent erfüllen können. Das heisst: In erster Linie muss in der Schule das Wort der Lehrerin oder des Lehrers und nicht das der Eltern gelten. Damit dies aber wieder so wird, muss sich das Lehrpersonal darauf verlassen können, dass Verwaltung und Bildungsminister konsequent hinter ihnen stehen.

Martin Meul

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