Standpunkt
Mediengeil und bauernschlau
SVP-Vizepräsident und Staatsrat Oskar Freysinger polarisiert und provoziert gerne. Und weiss sich damit Gehör und Aufmerksamkeit zu verschaffen. Erst vorige Woche hatte Freysinger einen Gastauftritt im Kurzfilm «Hie chunt zʼWallis», um sich als vermeintlicher «Lonesome Cowboy» gegen die Invasion der «Grüezini» zur Wehr zu setzen. Sein Kommentar zu seiner widersprüchlichen Rolle als Politiker und «Menschenjäger»: «Jeder, der nicht über sich selbst lachen kann, nimmt sich zu ernst.» Nur eine Woche später schreibt Freysinger wieder Schlagzeilen. In Moskau besuchte der SVP-Vizepräsident die Gedenkfeier zum Ende des Zweiten Weltkrieges. Dabei trug er ein Sankt-Georgs-Band. Eine Tapferkeitsauszeichnung, die den russischen Truppen im Zweiten Weltkrieg überreicht wurde.
Mit diesem Abzeichen am Revers gab Oskar Freysinger auf dem Roten Platz in Moskau ein Fernsehinterview und lobte dabei überschwänglich die Politik Putins.Brisant: Das Sankt-Georgs-Band ist nicht nur eine Tapferkeitsauszeichnung, sondern steht in der Neuzeit für die Unterstützung der Moskauer Besatzungspolitik während der Ukraine- und Krim-Krise. Das habe er nicht gewusst, entschuldigte sich Freysinger auf eine entsprechende Frage eines Journalisten und verwies auf die ursprüngliche Bedeutung des Abzeichens. Diese Argumentation erinnert verdächtig an eine frühere Aussage Freysingers, als ein Team der Sendung «Reporter» von SRF eine Homestory von ihm machte. Der Grund: Bei den Dreharbeiten wurde eine Reichskriegsflagge im Büro des Politikers entdeckt.Dass diese Flaggen auf Veranstaltungen von Neonazis geschwenkt werden, habe er nicht gewusst, gab sich Freysinger betont unwissend. Er habe sie einzig «aus historischem Interesse aufgehängt».
Was die beiden letzteren Ereignisse zeigen? Oskar Freysinger provoziert gerne – und gut. Der bauernschlaue Politiker weiss sich in Szene zu setzen, um dann mit Unschuldsmiene seine gespielte Unwissenheit zur Schau zu stellen. Dass er damit nicht nur die Journalisten, sondern auch die Wähler vor den Kopf stösst, scheint ihn nicht zu stören. Ob sich diese bei den Staatsratswahlen 2017 auch für dumm verkaufen lassen, wird sich zeigen.
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Kommentare
Klara Zenruffinen - ↑8↓2
Der Oskar mag halt zweideutige Symbole und Insignien, die sonst nur von Neo-Nazis und abgebrühten Nationalisten gebraucht werden.
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Duscholux - ↑7↓8
Ich finde es immer weider amüsant wie die Medien Leute als Mediengeil bezeichnen. Davon lebt ihr doch!
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Neutralo - ↑14↓17
Schalüüsä ??
Also ich würde nie behaupten, dass Oskar-Wähler dumm sind.
Ausserdem finde ich Herrn Freysinger gar nicht "gringer wa andri Politiker" .
Ich würde mich über mehr unparteiische Artikel freuen.
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Walliser - ↑3↓15
@Neutralo: Auf was? Auf die linke Presse oder auf den Oski? :-)
Beim letzten Satz stimme ich dir allerdings zu.
Aber da ja die Presse den verschiedenen politischen Polen angehört, wird dein Wunsch wohl nie in Erfüllung gehen.
Walliser - ↑8↓28
Der Besuch und das Bejubeln eines Kommunisten Staates muss doch eigentlich ganz nach dem Geschmack der linken Presse sein. Und das alles von einem Politiker aus dem SVP Lager. Was wollt ihr den noch?
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