RZ-Standpunkt | #SchweizerAufschrei
Männer sind Monster
Wir Männer sind Monster. Ständig belästigen wir Frauen, sind nach wie vor Sexisten übelster Sorte, genitalgesteuert und alles in allem unbelehrbar. So und so ähnlich war der Eindruck, wenn man in den vergangenen Wochen die nationale Presse zum Thema Sexismus und sexuelle Belästigung verfolgte. Entzündet hatte sich die Diskussion, die im Internet unter dem Oberbegriff #SchweizerAufschrei geführt wird, an der Aussage von SVP-Nationalrätin Andrea Geissbühler, Frauen seien teilweise mit schuld daran, wenn sie vergewaltigt würden. Diese vollkommen blödsinnige Aussage ist aber nur noch Nebenschauplatz, denn inzwischen beschäftigt sich der Schweizer Aufschrei mehr oder weniger mit Sexismus und sexueller Belästigung im Allgemeinen. Das heisst, mehrheitlich Frauen tun im Netz kund, wie und wo sie schon Opfer von Sexismus und sexueller Belästigung wurden. So weit, so gut. Dass sich die Gesellschaft mit diesem Thema auseinandersetzt, ist begrüssenswert. Weniger optimistisch stimmt es jedoch, wenn solche Diskussionen dazu führen, ein Klima des Misstrauens zu schüren. Genau dies geschieht jedoch. Wenn ein Newsportal wie watson.ch, dem übrigens immer wieder eine gute Qualität attestiert wird, Frauen Tipps geben kann, die wie folgt lauten: «Wenn So ein Typ hinder dir auf der Strasse geht, dann wechsle die Strassenseite», oder «Kauf dir einen Pfefferspray und teste regelmässig ob er auch funktioniert», so wird es äusserst problematisch. Ich habe keine Lust, nur weil ich auf der Strasse laufe, als potenzieller Unhold angesehen zu werden und erst recht nicht eine Ladung Pfefferspray zu riskieren, weil ich vielleicht eine Frau nach dem Weg fragen muss. Bezeichnend ist dabei, dass vor allem Politikerinnen des links-grünen Lagers ihre Erfahrungen mit Sexismus und sexueller Belästigung öffentlich kundtun. Genau jene sind es aber auch, die bei anderen Diskussionen, zum Beispiel über die Ausländerkriminalität immer wieder drauf hinweisen, dass man nicht alle in den gleichen Topf werfen dürfe. Im Fall der Männer scheint dies jedoch absolut in Ordnung zu sein. Das ist es nicht, denn es ist Sexismus der übelsten Sorte, und ausserdem kontraproduktiv. Denn damit sich bezüglich Sexismus und sexueller Belästigung wirklich etwas ändert, braucht es die Mitarbeit der Männer. Ob ein generelles Misstrauen dabei hilfreich ist, scheint doch sehr fraglich.
Martin Meul
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