Kommentar | Zukunft der Dorfläden

Lasst die Dorfläden halt sterben!

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Den meisten Dorfläden im Oberwallis geht es schlecht. In jenen Dörfern, in denen die Läden nicht einer national agierenden Kette angehören, fast ausnahmslos so schlecht, dass ohne Unterstützung durch die Gemeinden schon längst Lichterlöschen angesagt gewesen wäre. Das Hauptproblem der Läden ist schnell erklärt. In den Geschäften wird schlicht zu wenig eingekauft. Das Angebot in den Einkaufstempeln in der Talebene scheint zu verlockend, der Fakt, dass viele Bewohner der Dörfer auf dem Weg von und zur Arbeit an den Centern vorbeifahren, tut sein Übriges. Aus wirtschaftlicher Sicht heisst das konsequenterweise – man muss die Dorfläden sterben lassen. Ein defizitäres Geschäft, das darauf angewiesen ist, dass es mit Steuergeldern unterstützt wird, hat im heutigen Marktumfeld nichts mehr verloren. Doch so einfach ist es leider nicht. Denn in den Dörfern sind vor allem ältere Menschen darauf angewiesen, dass sie ihren Bedarf an Konsumgütern praktisch vor der Haustüre decken können. Ein Gemeinderat, der sich gegen eine Unterstützung seines Dorfladens stellen würde, müsste daher eine grosse politische Hypothek tragen. Denn die Rufe aus der Bevölkerung: «Das ist unsozial, das kann man doch nicht machen» würden wohl nicht lange auf sich warten lassen. Dabei sind es aber genau jene ach so «sozialen» Bürger, die schuld an der Misere sind. Denn würden all diese Leute, die immer wieder betonen, wie wichtig so ein Dorfladen für das gesellschaftliche Zusammenleben ist, regelmässig einen Fuss in die Läden setzen, dann ständen die Konsumgenossenschaften nicht mit dem Rücken zur Wand. Der Dorfladen ist also ein guter Indikator für die tatsächliche Solidarität in einem Dorf, und wie es scheint, ist es vielerorts nicht weit her damit. Geht es um die Dorfläden, wird gerne Wasser gepredigt und Wein getrunken, den schlussendlich die öffentliche Hand bezahlen muss. Es braucht ein Umdenken in den Dörfern. Passiert dieses nicht, so lautet die Konsequenz ganz einfach – lasst die Dorfläden halt sterben!

Martin Meul

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