Standpunkt
In die richtige Röhre gucken!
Mit Pauken und Trompeten wurde er angekündigt – der neue Grimseltunnel. Für 580 Millionen soll dieser bis 2025 entstehen und Oberwald mit Innertkirchen per Bahn verbinden. Swissgrid sei Dank. Weil der Netzbetreiber seine Leitungen in der Grimselregion künftig wahrscheinlich in einen Tunnel verlegen wird, wird dieser gleichzeitig ausgebaut. Mit dem Tunnelblick gesehen, eine tolle Sache. Verlässt man diesen, kommt plötzlich anderes ans Tageslicht. Wollen wir allen Ernstes schon wieder einen Bahntunnel? Mit dem Furka-, Simplon- und zwei Lötschbergtunnels haben wir bereits vier davon. Was haben sie uns gebracht? Fakt ist: Die Seitentäler entvölkern sich, gleichzeitig scharren sich die Einwohner um die Bahnhöfe der grossen Zentren im Talgrund. Der Tourismus liegt im Sterben und für innovative Projekte hat der Kanton kein Geld. Die Folge davon: Mit über 500 Millionen Franken sind wir der zweitgrösste Profiteur des Finanzausgleichs. Es muss doch mal etwas anderes her! Geben wir doch mal der Strasse eine Chance. Eine Studie des Bundes besagt nämlich, dass das Auto auch künftig das beliebteste Transportmittel bleiben wird. Hinzu kommt, dass wir schon bald von unseren Autos selbstständig durch die Gegend chauffiert werden. Will heissen: Die Technik entwickelt sich rasant, und die Politik hinkt offenbar hinterher. Weitsichtigkeit sieht anders aus! So billig wie jetzt kommen wir nie mehr zu einem Tunnel. Swissgrid wird sich finanziell kräftig am Projekt beteiligen und wir hätten damit die Chance, einen der stärksten Wirtschaftsräume Europas, namentlich Zug und Zürich mit kaufkräftiger Kundschaft, mit einem Strassentunnel anzuzapfen. Das Stossende daran: Es hat sich bis jetzt niemand ernsthaft mit dieser Frage beschäftigt. Vergleichbare Zahlen existieren ja nicht einmal. (s. Seite 7).
So wissen die Entscheidungsträger nicht, welche Variante, Strasse oder Bahn, die sinnvollere Kosten-Nutzen-Rechnung aufweist. So fahren wir gemeinsam blindlings Richtung fünften Bahntunnel, damit Passagiere in der Region vorbeifahren, nicht aussteigen, nur punktuell konsumieren und mit etwas Glück den Bauern zuwinken, welche gerade Nahrung für den Wolf aufziehen. Darum gilt: Vergleichbare Zahlen müssen her. Damit unsere Kinder später einmal nicht in die falsche Röhre gucken müssen!
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