Standpunkt | Nachwehen der Verfassungsratswahlen
Halb so wild?
Das Wallis hat nun also einen Verfassungsrat. 130 Männer und Frauen müssen in den kommenden vier Jahren dem Walliser Stimmvolk eine neue Verfassung vorlegen. Wir werden sehen. Zu sehen gab es am vergangenen Sonntag aber schon recht viel. Wie immer bei Wahlen vor allem Gewinner und Verlierer, doch vielleicht auch ein paar Trends? Eines, was man sicher sagen kann, auch im Wallis ist das Misstrauen gegenüber den etablierten Partien definitiv angekommen. Im Mittel- und Unterwallis feierte die Bürgerbewegung «Appel Citoyen» einen gewaltigen Wahlerfolg. Ihre Galionsfigur Jean Zermatten erreichte gar das beste Einzelresultat und wird somit wohl den Verfassungsrat präsidieren. Verloren haben dagegen auf kantonaler Ebene SP, SVP und FDP. Im Oberwallis hingegen konnte die von der SP angeführte Liste «Zukunft Wallis» zwei Sitze hinzugewinnen. All diese Vergleiche verstehen sich indes zu den aktuellen Mandaten im Grossen Rat. Verliererin im Oberwallis war die CSP, die zwei Sitze einbüsste, während CVP und SVP ihre Sitze halten konnten. Neben den Zahlen sind bei Wahlen natürlich immer die Einschätzungen der Verantwortlichen interessant. CVPO-Präsidentin Franziska Biner war zufrieden mit dem Resultat, da «wir immer noch stärkste Partei sind», wie sie im WB erklärte. Der Tabellenführer ist also mit einem Unentschieden zufrieden. CSPO-Präsident Alex Schwestermann stufte die Niederlage seiner Partei dagegen als «halb so wild» ein, für die kommenden Grossratswahlen mache er sich keine Sorgen. Die Verfassungsratswahlen waren für die Gelben also so etwas wie ein Freundschaftsspiel, in dem man ruhig einmal die B-Mannschaft auflaufen lassen kann. Sowohl Biners wie auch Schwestermanns Aussagen lassen für die Zukunft der etablierten Parteien auch im Wallis auf nichts Gutes schliessen. Denn wer sich Niederlagen schönredet, der bekommt im nächsten Spiel sicher eins auf die Mütze. Denn auch im Wallis scheinen viele Wählerinnen und Wähler einfach nur noch etwas anderes als das bisher Bekannte wählen zu wollen. Halb so wild ist etwas anderes.
Martin Meul
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