Die beiden Dörfer Niederwald und Bister sind vor Kurzem unfreiwillig in die Schlagzeilen geraten. Unter dem Titel «Ewiges Glück im Gommer Tal» hat ein Fernsehteam des südwestdeutschen Rundfunks (SWR) die Ortschaft Niederwald, die zusammen mit Bister (Östlich Raron) knapp 80 Einwohner zählt, besucht und das Fernsehpublikum darüber in Kenntnis gesetzt, dass es hier noch nie eine Scheidung gegeben hat. Dann wird in einem dreiminütigen Beitrag darüber gefachsimpelt, warum die Einwohner von Niederwald und Bister ein Leben lang treu bleiben.
«Kennen diese Bergmenschen etwa das Geheimnis ewiger Treue?», fragt der Reporter rhetorisch und leutselig in die Kamera und liefert die Antwort am Ende des Beitrags gleich nach: «Das Geheimnis – es ist wohl von allem etwas: Ein bisschen mehr Glaube, ein bisschen mehr Geduld und ein bisschen weniger Auswahl.»
Natürlich darf über diesen Beitrag geschmunzelt werden. Und selbstverständlich darf man mitunter auch über sich selbst lachen. Dass aber diese «Bergmenschen», wie der Reporter die Einwohner von Niederwald betitelt, aufgrund ihrer Nullscheidungsrate in aller Öffentlichkeit vorgeführt und zwischen den Zeilen als rückständig dargestellt werden, geht ein bisschen gar weit.
Das gipfelt darin, dass der deutsche Journalist den Gemeindepräsidenten von Niederwald fragt: «Sie persönlich haben auch vor, ein Leben lang verheiratet zu bleiben?». Allein die Frage trieft vor Hohn, als müsse sich der gute Reinhard Ritz vor einem Millionenpublikum rechtfertigen, warum er (immer noch) glücklich ver-heiratet ist.
Dass in unserer Gesellschaft immer weniger Menschen in langjährigen Beziehungen leben und Paartherapeuten das Phänomen Lebensabschnittspartner auf vielen Portalen propagieren, mag mitunter zwar Realität und auch eine Art Modeerscheinung sein.
Allein darum langjährige Beziehungen infrage zu stellen oder gar der Lächerlichkeit preiszugeben, wie im besagten Fall in den Dörfern Niederwald und Bister, ist einfach nur dämlich. Letztlich muss jede und jeder für sich den richtigen Weg finden, um eine glückliche Partnerschaft zu führen. Die Form der Ehe hat dabei aber sicher nicht ausgedient.