Standpunkt
Eltern wissen es am besten
Er hat wunderschöne blaue Augen, hellbraunes Haar, spielt gerne mit seinen Autos, trinkt immer wieder mal gerne seine Milch aus der Flasche und schläft mit seinen Plüschtieren. Das ist der vierjährige Timi. Ein wahrlich goldiges und gesundes Kind. Aber auch das ist Timi: Er hat oft eine «Schnudernase», macht immer wieder mal in die Hose und hinkt motorisch in seiner Entwicklung gegenüber Gleichaltrigen etwas hinterher. Die Eltern von Timi haben nun ein Problem. Aufgrund seines Alters müsste er laut Gesetz nämlich eingeschult werden. Die Eltern sind aber der Meinung, dass das für ihn zu früh ist und wenden sich an die Behörden. Dort wird ihnen erklärt, dass die Einschulung ein Jahr später möglich sei, dass darüber aber per Gesetz der Inspektor und Direktor der jeweiligen Schule zu befinden hätten. «Das kann es doch nicht sein!», sagen sich die Eltern. Zwei von der öffentlichen Hand bezahlte Amtspersonen entscheiden über die schulische Zukunft unseres Kindes? Denn was bedeutet dieses Vorgehen in der Praxis? Damit die Eltern den Wunsch der späteren Einschulung rechtfertigen können, ist es nämlich nicht ausgeschlossen, dass Timi verschiedene Abklärungen durch Psychologen, Logopäden, Analytiker, Therapeuten, Psychomotoriktherapeuten, usw., machen muss. Wohlverstanden, nichts gegen diese Fachleute, welche ihre Berechtigung haben. Aber bitte, lasst Timi einfach Timi sein. Er wird seinen Weg schon gehen.
Nun aber unterzieht sich Timi den Tests und wird ein Jahr später eingeschult. Doch was bedeuten diese für seine Zukunft? In der heutigen Leistungsgesellschaft ist es nicht so abwägig zu behaupten, dass genau darauf geachtet wird und dies entsprechend negativ gewertet werden könnte. Ob sich das bewahrheitet, wird sich später bei Timis Einstieg ins Berufsleben zeigen. Erkannt hat das mittlerweile auch die Politik. So wird in der nächsten Session des Grossen Rates über eine Motion für eine entsprechende Gesetzesänderung befunden. (Siehe S. 4). Bleibt zu hoffen, dass die Politiker in Sitten den Mut haben, im Sinne von Timis Zukunft den richtigen Entscheid zu treffen. Lassen wir Timis Eltern frei und mit gesundem Menschenverstand entscheiden, ob ihr Kind für den Schuleintritt bereit ist oder nicht. Eltern können so zudem ihre Erziehungsverantwortung stärken. Vertrauen wir ihnen!
Peter Abgottspon
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