Standpunkt | Von Walter Bellwald

Ein Eigentor für den Tourismus

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Der Weltkurort Zermatt schreibt in diesen Tagen negative Schlagzeilen. Der Grund: Weil es eine Überpopulation an Murmeltieren gibt, wurden die Tiere zum Abschuss freigegeben. An die 200 Nager wurden von Jägern geschossen (siehe Beitrag oben).

Was auf den ersten Blick wie ein sinnloses Gemetzel aussieht, hat bei näherem Hinsehen seinen Grund. Denn: Die herzigen Tiere, die auch als Fotosujet herhalten müssen, machen den einheimischen Bauern das Leben schwer. Der Grund: Die Tiere graben tiefe Löcher in den Boden und durchwühlen ganze Matten. Es ist sogar die Rede davon, dass die Murmeltiere ganze Häuser untergraben hätten.

Nachdem die Gemeindeverantwortlichen bei der zuständigen Dienststelle intervenierten, gab Sitten grünes Licht für die Jagd nach den pelzigen Gesellen. Der zuständige Dienstchef Peter Scheibler spricht in diesem Zusammenhang von einer «Selbsthilfemassnahme», welche das Gesetz für solche Fälle vorsieht.

Die Jagd auf Murmeltiere stösst nicht nur auf Zustimmung. ­Umweltverbände, Naturschutzorganisationen, aber auch viele Touristen finden die Ballerei unverhältnismässig und unnötig. So spricht Pro-Natura-Geschäftsführerin Eva-Maria Kläy von einem «Verhältnisblödsinn». Was den interessierten Beobachter stutzig macht, ist nicht die Tatsache an sich, dass die Murmeltiere zum Abschuss freigegeben wurden. Die Überpopulation war inzwischen so gross, dass gehandelt werden musste.

Viel strittiger ist aber die Erkenntnis, wie es überhaupt so weit kommen konnte. Wenn Tourismus- und Gemeindeverantwortliche es zulassen, dass über all die Jahre Wildtiere zu handzahmen Nagern «herangezüchtet» werden, um die lästigen Viecher später zu entsorgen, so wirft das Fragen auf. Bleibt zu hoffen, dass das Versprechen von Kurdirektor Daniel Luggen, die Gäste darauf hinzuweisen, dass Murmeltiere als Wildtiere zu behandeln seien, nicht bloss ein Lippenbekenntnis bleibt.

Walter Bellwald

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