RZ-Standpunkt | Frauenförderung in der Politik
Die Waffen der Frauen
Das kantonale Amt für Gleichstellung und Familie KAGF macht sich Sorgen, und zwar um die Waffen der Frauen. Diese, so befürchtet das KAGF, sind, wie auch immer sie geartet sind, offenbar für den Kampf um ein politisches Amt nur bedingt geeignet. Darum sollen die Kandidatinnen für die kommenden Grossratswahlen geschult werden, wie sie sich im anstehenden Wahlkampf besser positionieren können. Ein entsprechendes Seminar, geleitet von einer Spezialistin für Fragen zu Strategie und Positionierung, soll den politikinteressierten Frauen das Rüstzeug verschaffen, um sich im Wahlkampf gegen die männliche Konkurrenz durchzusetzen. Die Frauen sollen aufrüsten. Wie das genau gehen soll, lässt die entsprechende Mitteilung des KAGF offen.
Der Anteil der Frauen im kantonalen Parlament beträgt derzeit nur gerade einmal 17 Prozent, einer der tiefsten Werte im Land. Unbestritten, dass mehr Frauen im Grossen Rat der Walliser Politik guttun würden. Doch ob die Kriegsrhetorik des Amtes für Gleichstellung und Familie diesem Ziel förderlich ist, scheint jedoch mehr als fragwürdig. «Frauen und Männer spielen nicht gleich, führen nicht dieselben Waffen ins Feld», schreibt das KAGF und impliziert, dass die Männer unfair spielen. Dabei gilt in der Politik, wie auch im Sport: «Gewinnen kann nur, wer überhaupt mitspielt.» Anstatt den wenigen, politikinteressierten Frauen von Anfang an einzutrichtern, sie würden in den Krieg gegen ihre unfair spielenden männlichen Kollegen ziehen und vielen damit die Lust an aktiver Politik vollends zu nehmen, sollte das KAGF die Frauen zum Gegenteil motivieren. Denn die schwache Vertretung der Frauen in der Politik liegt nicht in erster Linie daran, dass diese im Wahlkampf von den Männern ausgestochen werden. Vielmehr gibt es schlicht zu wenig Frauen, die überhaupt bereit sind, in der politischen Arena die Klingen zu kreuzen. Das heisst: Wer keine Soldaten hat, braucht sich um Waffen vorerst keine Gedanken zu machen, um in der Kriegsrhetorik des KAGF zu bleiben.
Artikel
Kommentare
Noch kein Kommentar