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Die Hoffnung stirbt zuletzt

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Die Zahlen sind alarmierend: Jede­ Woche sterben in der Schweiz zwei Menschen, weil sie zu lange auf ein lebenswichtiges Organ warten müssen. Auch nächste Woche sterben wieder zwei Menschen - und die übernächste.
Todesfälle, die zu vermeiden wären, wenn es in der Schweiz genügend Organspender gäbe. Letztes Jahr waren es 1370 Personen, die schweizweit auf ein Organ warteten. Und die Liste wird immer länger.

Das lange Warten ist verbunden mit vielen Emotionen wie Trauer, Wut, aber auch Hoffnung. Hoffnung auf einen Menschen, der seine Organe zur Verfügung stellt und damit Leben rettet.

In der Schweiz ist momentan die sogenannte Zustimmungslösung in Kraft, das heisst, dass jede Person der Organspende ausdrücklich zustimmen muss. Möglich ist dies zu Lebzeiten mit einem sogenannten Organspendeausweis, in dem der Spender ausdrücklich festhalten kann, welches ­Organ er bei seinem Tod spenden will.

In anderen Ländern hingegen ist die sogenannte Widerspruchs­lösung gesetzlich verankert. Diese sieht vor, dass man Organe entnehmen darf, wenn der Sterbende dem nicht ausdrücklich widersprochen hat.
Die Zahlen sprechen für sich: Während in der Schweiz auf eine Million Einwohner 13 Organe gespendet werden, ist die Spenderate in Österreich mit 24 Organen fast doppelt so hoch. In Spanien liegt die Spenderate mit 36 gespendeten Organen sogar fast um das Dreifache höher. In beiden Ländern ist die sogenannte Widerspuchslösung in Kraft.

Auch wenn die Gegner monieren, dass nicht die Widerspruchslösung an sich, sondern ein Aktionsplan mehr Organ­spenden bringt, ist die Zahl der Spender in diesen Ländern auffällig höher.

Dass nach dem Ständerat nun auch der Nationalrat die Widerspruchslösung abgelehnt hat, ist darum unverständlich. Die Argumente der Gegner, wonach das Gesetz die Persönlichkeitsrechte verletze oder der Körper nicht als menschliches Ersatzteillager betrachtet werden darf, sind dahergeredet. Der Aktionsplan des Bundesrats, auf bessere Information und eine Prozessoptimierung zu setzen, wird nicht greifen. Sehr zum Leidwesen der betroffenen Personen, deren Hoffnung auf ein lebenswichtiges Organ mit jedem Tag weiter schwindet.

Walter Bellwald

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