Standpunkt
Die cleveren Saasini
«Bereit für einen Deal, der dich umhaut?» Mit diesem Slogan werben die «Saasini» zurzeit intensiv für eine Saisonkarte zu einem unschlagbaren Preis. Aber nur, wenn bis Ende November 100 000 davon bestellt sind. Kommt die Aktion nicht zustande, nehmen die Teilnehmer immerhin noch an einer attraktiven Verlosung teil. Chapeau! Verglichen mit den Preisen fürs Skifahren mit unseren südlichen und östlichen Nachbarn, ist Skifahren bei uns schlicht zu teuer. Kommen weitere erschwerende Rahmenbedingungen wie beispielsweise der Euro-Kurs oder mangelnde Erreichbarkeit hinzu, schlägt sich das entsprechend negativ auf die Frequenzen nieder. Kurz gesagt: von Konkurrenzfähigkeit keine Rede. Nun aber geht man im Saastal neue Wege, was zu begrüssen ist. Mit tiefen Preisen mehr und neue Skifahrer ins Gebiet locken – sprich mehr Skier-days generieren. (=Tagesbesuch einer Person im Skigebiet, unabhängig vom bezahlten Tarif und der Anzahl benutzter Anlagen.) Es stellt sich nun die Frage, ob die Saaser Aktion auch tatsächlich zustande kommt. Ja, sie wird. Wenn die «Saasini» nämlich clever sind, werden die Bergbahnen sämtliche übrig bleibenden Karten bis zum gesteckten Ziel von 100 000 Stück (falls das nicht ordentlich zustande kommt) selbst «kaufen». Diese Abos werden dann im Verlauf der Saison anderweitig verkauft. Alles andere wäre falsch und das Ziel von mehr Skier-days würde nicht erreicht werden. Und genau das wollen die «Saasini» ja: mehr Skifahrer und gleichzeitig hohe Medienpräsenz. Gratulation! Wie so oft gibt es aber auch hier eine Kehrseite. Mit der Aktion kommen andere mächtig unter Druck und müssen wohl oder übel über die Bücher. Sonst schnappt Saas-Fee mit seinen tiefen Preisen den regionalen Mitbewerbern deren letzte noch verbliebenen Gäste vor der Nase weg. Eine «Sogwirkung» mit verheerenden Folgen für das touristische Wallis, welches damit künftig mit zwei «Sogwirkungen» zu kämpfen haben wird. Seit Jahren entzieht nämlich auch Zermatt den Walliser Destinationen unfreiwillig die Gäste. Nur merkt es fast niemand. (Die RZ berichtete mehrfach.) Die Saaser Aktion hingegen werden viele Skigebiete unmittelbar spüren, bis es ans Lebendige gehen wird. Das ist zwar bedauerlich, aber langfristig betrachtet kann das (endlich) ein Weckruf für unsere Tourismuspolitiker sein!
Peter Abgottspon
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