Standpunkt | Zahlungen an Winzer im Wallis
Der Kanton setzt die falschen Prioritäten
Die Kleinen fallen also wieder einmal durch das Netz. Wer nicht genügend Fläche bewirtschaftet oder zu kleine Ernteausfälle hat, für den gibt es kein Geld zur Kompensation der wirtschaftlichen Folgen der Frostnächte im letzten Frühling (vgl. oben). Die vom Kanton bereitgestellten 4,5 Millionen Franken werden auf 159 Kellereien aufgeteilt, der Rest geht leer aus, trotz Einbussen von mehreren Zehntausend Franken. So ist das nun einmal mit Eintrittshürden, mag man sagen. Doch im gegebenen Fall trifft dies nur bedingt zu. Denn bei der Hilfe für die vom Frost gebeutelte Landwirtschaft geht es auch um ein Signal. Ein Signal nämlich, welche Prioritäten der Kanton setzt. Und diese scheinen bedenklich. Der Weinbau ist eines der Aushängeschilder des Wallis. Unsere Weine geniessen weit über die Kantons- und Landesgrenzen hinaus einen ausgezeichneten Ruf. Doch der Weinbau ist auch Tourismusfaktor. Gerne wird richtigerweise versucht, Touristen den Walliser Weinbau samt landschaftlichen Besonderheiten als Erlebnis für Geist und Körper schmackhaft zu machen. Dabei ist die Vielfalt, die unser Kanton bezüglich Wein bietet, ein zentrales Verkaufsargument. Allerdings lässt sich eine solche Vielfalt nur dank der vielen kleinen und mittleren Kellereien aufrechterhalten. Doch diesen scheint der Kanton keine grosse Bedeutung beizumessen, wenn man sich die Hürden für die Unterstützungsleistungen ansieht. Doch nicht nur das. Auch der zur Verfügung stehende Gesamtbetrag von 4,5 Millionen Franken ist schlicht ein Witz. Der Walliser Weinbau ist ein traditionsreicher Wirtschaftszweig, der vielen Tausend Menschen Beschäftigung bietet. Allerdings scheint man in Sitten nur symbolisch gewillt, dem gebeutelten Weinbau Hand zu bieten. Viel lieber rührt man mit der grossen Kelle ein Olympiabudget von 100 Millionen an und spricht von Nachhaltigkeit. Wirklich nachhaltig wäre aber, den Weinbauern zu zeigen, dass man sie und mit ihnen ein grosses Stück Walliser Kultur nicht «in der Kälte» stehen lässt.
Martin Meul
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