RZ-Standpunkt
Das Wallis bekommt eine Bundesrätin
Am 5. Dezember werden zwei neue Bundesräte gewählt oder besser gesagt zwei Bundesrätinnen. Denn niemand glaubt ernsthaft, dass der Nidwaldner Ständerat Hans Wicki auch nur eine kleine Chance hat gegen die grosse Favoritin Karin Keller-Sutter. Die St. Galler Ständerätin wäre in der 170-jährigen Geschichte des modernen Schweizer Bundesstaates übrigens bereits der 56. Bundesrat mit einem FDP-Parteibuch. Damit hat der Freisinn bislang mehr Bundesräte als SP, SVP und CVP zusammen. Weil laut Bundesverfassung die Landesgegenden und Sprachregionen angemessen im Bundesrat vertreten sein sollen, gab es in Relation zur Einwohnerzahl schon relativ häufig einen Tessiner Bundesrat. Ignazio Cassis ist bereits der achte Magistrat aus dem Tessin. Erst einen einzigen Bundesrat stellten dagegen bisher die Urkantone Uri, Schwyz, Ob- und Nidwalden. CVP-Kandidatin Heidi Z’graggen wäre der erste Urner Bundesrat überhaupt. Ob dieser Fakt ihre Wahlchancen erhöhen wird, darf allerdings bezweifelt werden. Ein anderer Innerschweizer, der Zuger Nationalrat Gerhard Pfister, wäre ein viel aussichtsreicherer Kandidat gewesen, will sich aber ganz auf seine Aufgabe als CVP-Präsident konzentrieren. Somit stehen die Chancen sehr gut, dass 20 Jahre nach Couchepin mit Viola Amherd wieder jemand aus dem Kanton Wallis in den Bundesrat gewählt wird. Nach offizieller Zählung wäre Amherd nach Josef Escher, Roger Bonvin und Pascal Couchepin der vierte Walliser Bundesrat. Doch eigentlich ist auch Micheline Calmy-Rey mit Heimatort Chermignon eine gebürtige Walliserin. Viola Amherd hat in den vergangenen Wochen einige Misstöne relativ souverän überstanden und erfährt im Kanton über die Parteigrenzen hinweg breite Unterstützung. Und auch wenn die Brigerin in Bundesbern bisher wenig auffiel und eher im Hintergrund agierte, profitiert sie von einer für sie günstigen Politkonstellation. Sie ist wohl einfach zur rechten Zeit am rechten Ort. Vermeidet sie auf der Zielgerade einen Fauxpas, wird sie am 5. Dezember gewählt.
Frank O. Salzgeber
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