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Das Wallis als Festung Europas

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Viel wurde in den vergangenen Tagen über den Berater von Staatsrat Oskar Freysinger geschrieben und gesprochen. Die Personalwahl von Freysinger sorgte einmal mehr für massive Kritik, der Staatsrat musste sich schlussendlich dem öffentlichen Druck beugen und entband den Überlebensexperten Piero San Giorgio von seinen Aufgaben, nachdem dessen rechtsextreme Ansichten publik geworden waren. Im ganzen Trubel gingen jedoch einige andere Sachen vergessen, und zwar die Inhalte des von San Giorgio miterarbeiteten Papiers zu Risikoanalyse und Risikomanagement im Wallis. Und das ist bedauerlich. Grundsätzlich ging es darum aufzuzeigen, wie das Wallis auf künftige Gefahren und Risiken reagieren kann. «Proaktives Verhalten» nennt Freysinger das. Das Papier kommt zum Schluss, dass der Kanton auf Naturkatastrophen gut vorbereitet ist, es allerdings Defizite bei der Krisenerkennung von gesellschaftlichen Gefahren gibt. Als solche gesellschaftlichen Gefahren nennt die Arbeitsgruppe um den Sicherheitsdirektor eine neuerliche Finanzkrise einerseits und steigenden Migrationsdruck anderseits. Bis 2018 soll ein Massnahmenkatalog vorliegen, wie der Kanton mit solchen Gefahren umgehen könnte.
Die Hybris dieser Aussage ist derweil bemerkenswert. Denn im Departement für Bildung und Sicherheit DBS geht man offenbar davon aus, dass der kleine Kanton Wallis Antworten auf Fragen zu finden vermag, mit denen die internationale Staatengemeinschaft ihre liebe Mühe hat. Sollte es eine neuerliche Finanzkrise geben, wird es selbst für den Bund sehr schwer, diese im Alleingang abzufangen; und was den Migrationsdruck betrifft, ist die Einwanderung immer noch Sache des Bundes und das Wallis wird wohl kaum dafür sorgen können, dass weniger Menschen sich auf den Weg nach Europa machen. Warum kümmert man sich im DBS also um Fragen, die weit ausserhalb des Wirkungsbereichs des Wallis liegen? Glaubt man echt, das Wallis könne im Falle solcher Gefahren, sofern es sich überhaupt um solche handelt, eine Festung in Europa sein, die solche Krisen dank eines Positionspapiers unbeschadet übersteht? Wohl eher nicht. Darum täte man in Sitten gut daran, sich um potenzielle Krisen zu kümmern, bei denen man auch tatsächlich etwas ausrichten kann. Der angeschlagene Tourismus lässt grüssen.

Martin Meul

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Kommentare

  • Lisa Perren - 91

    Die grösste Gefahr kommt durch die Migration auch aus dem Osten, sagte der Oskar. Es wird also höchste Zeit, dass wir retroaktiv Oskar mit seiner Reichkriegsflagge in sein Vaterland Österreich abschieben. Welcome back home

  • Laura - 60

    Werter Herr Meul, diese Stellungnahme ist genau das, was viele Walliser glauben und hören möchten. Es ist schon ein kleiner Hilfeschrei "wir armen in der Festung, wir können nichts tun gegen die Einwanderung - unsere Bedrohung". Klar, ausgerechnet das Wallis ist förmlich überrannt mit Flüchtlingen und Ausländern; all die guten Jobs werden uns weggenommen. Welche guten Jobs?! Die wirkliche Bedrohung ist, dass immer mehr Einheimische wegziehen werden/müssen, damit sie beruflich weiterkommen, geschweige überhaupt Arbeit finden. Der Wirtschaftsplatz Wallis wird immer uninteressanter - und jetzt, der einzige Geldstrom scheint dahin zu schmelzen: Tourismus! Das ist nicht die Zukunft des Wallis und so lange alle glauben, den Tourismus zu retten sei DIE Lösung und über Ausländern zu wettern sei die Lösung, kann ich nur mitteilen: Die einzige wahre Lösung ist der Standort "Wallis" attraktiver zu gestalten mit innovativen Formen (z.B. Co-Working Spaces) um die Wirtschaft anzukurbeln. Liebe Politiker, fördert den Wirtschaftsstandort im Ober- sowie Unterwallis - das sind Investitionen für die Zukunft!

  • christian - 93

    aus meiner sicht ist es doch nur konsequent von freysinger und seinen rechtsextremen vasallen (san giorgio ist nicht der einzige der nicht in eine solche arbeitsgruppe gehört) ihre seit jahren erfolgreiche strategie weiter zu verfolgen. leider erfolgreich bringen sie ihre zutiefst menschenverachtende und rassistische ideologie immer weiter in die mitte der gesellschaft, und der gemeine wähler plappert ihnen völlig unreflektiert nach dem mund. trump hat es in kürzester zeit geschafft, dass die überlegenheit der weissen rasse als legitim angesehen wird ohne selbst eine derartige aussage konkret gemacht zu haben. offensichtlich sind seine pr berater eine spur effizienter/geschickter, das ziel ist aber dasselbe. und dahinter verbirgt sich der gnadenlose neoliberalismus...

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