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Zu wenig Tageseltern im Oberwallis

Kinderbetreuung durch Tagesmütter ist ein sehr flexibles Modell. Allerdings braucht es genug           motivierte Frauen und Familienmitglieder.
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Kinderbetreuung durch Tagesmütter ist ein sehr flexibles Modell. Allerdings braucht es genug motivierte Frauen und Familienmitglieder.
Foto: Helene Souza / Pixelio.de

Quelle: RZ 0

Oberwallis | Zermatt/Brig-Glis / Die Tages­elternvermittlungen im Oberwallis sind auf der Suche nach Tageseltern und kämpfen für mehr Aner­kennung des Betreuungs­angebots.

Wer sein Kind fremdbetreuen lassen will oder muss, findet dazu in vielen Gemeinden eine Kindertagesstätte (Kita). Oft sind diese Einrichtungen aber voll oder aber das Angebot entspricht nicht den Bedürfnissen der Eltern und Kinder. Dann kommen Betreuungsangebote durch Tageseltern zum Zug. «Der grosse Vorteil einer Betreuung der Kinder durch Tageseltern liegt in der Flexibilität», erklärt Fabienne Biffiger, Koordinatorin für Tageseltern im Nikolaital. «Mit Tageselternstrukturen ist es möglich, Kinder gezielt und auch sehr punktuell betreuen zu lassen.» Dies bedeutet, dass Tageseltern zwar regelmässig Kinder betreuen, die zeitliche Dauer und die Tageszeit jedoch stark variieren können. So kann es zum Beispiel sein, dass eine Tagesmutter an einem Tag Kinder nur für zwei Stunden betreut, am nächsten Tag die Kinder aber den ganzen Tag beaufsichtigt. «Dies ist ein entscheidender Vorteil gegenüber den Kitas», erklärt Biffiger. «Bringt man sein Kind in die Kita, so muss man es immer für den ganzen Tag anmelden, wenn man denn überhaupt einen Platz bekommt.»

Grosser Koordinationsaufwand

Dieser Vorteil der Tageselternstruktur stellt aber gleichzeitig das grösste Hindernis dar. Möchte eine Familie beispielsweise ihr Kind an zwei Tagen pro Woche jeweils am Nachmittag betreuen lassen, so muss eine Tagesmutter gefunden werden, die bereit ist, das Kind an genau diesen Tagen zu betreuen. «Tagesmutter und Eltern müssen sich finden, es muss passen», erklärt Carla Borter, Koordinatorin für Tageseltern im Raum Brig. «Deshalb ist es wichtig, dass wir auf möglichst viele Tagesmütter zurückgreifen können, dass wir die sehr unterschiedlichen Bedürfnisse abdecken können.» Weil es aber an Tagesmüttern fehlt, um allen Bedürfnissen gerecht zu werden, haben die Oberwalliser Koordinationsstellen eine Kampagne lanciert, um mehr Frauen für eine Betreuung von fremden Kindern zu begeistern. «Einerseits wollen wir so die effektive Zahl an Tagesmüttern in unserer Region erhöhen», sagt Fabienne Biffiger, «andererseits geht es uns aber auch darum, die Wertschätzung für Tagesmütter zu verbessern.» Entschliesse sich eine Frau Tagesmutter zu werden, so bedeute dies nämlich nicht einfach, dass sie einmal kurz und für ein paar Stunden auf fremde Kinder aufpasse. «Der Unterschied zum sporadischen Betreuen von Kindern liegt eindeutig in der Professionalität und Regel-
mässigkeit», führt Biffiger aus. «Zudem ist die Entscheidung Tagesmutter zu werden, etwas, das nicht nur die Frau, sondern die ganze Familie betrifft. Man muss sich vorstellen, dass in einem solchen Fall auch die eigenen Kinder und der Ehepartner mit der Situation einverstanden sein und sich arrangieren müssen.» Aus diesem Grund wollen die Koordinationsstellen die Aufgaben der Tagesmütter näher vorstellen und dafür Werbung machen.

Ausbildung nötig

Entschliesst sich eine Frau, tages- oder stundenweise Kinder zu betreuen, so ist dies nicht einfach so möglich. Verschiedenste Auflagen und Ausbildungen sind nötig, um als Tagesmutter tätig zu sein. «Ganz zentral ist der zweitägige Ausbildungskurs für die Frauen», sagt Carla Borter. «Hier lernen die Tagesmütter die rechtlichen und pädagogischen Grundlagen für ihre Tätigkeit.» Hinzu kommen ein Nothelferkurs und jährliche Weiterbildungen. «So wird versucht, eine breite Qualität des Betreuungsangebots durch Tagesmütter sicherzustellen», erklärt Borter. «Schliesslich sind die Betreuerinnen in den Kitas ebenfalls für ihre Aufgabe ausgebildet.» Hinzu kommen verschiedenste Auflagen, wie beispielsweise ein Strafregisterauszug aller­ volljährigen Familienmitglieder der Tagesmutter­ sowie ein Gesundheitscheck. Auch dürfen die Kinder nur in den Räumlichkeiten der Tagesmutter betreut werden. «Hausbesuche» bei den Kindern sind nicht erlaubt.

Tagesmütter sind Angestellte

Damit auch finanziell alles mit rechten Dingen zu und her geht, sind die Tagesmütter bei der jeweiligen Koordinationsstelle angestellt. «Bezahlt werden sie von den Familien und der öffentlichen Hand», sagt Koordinatorin­ Biffiger. «Durch uns wird sichergestellt, dass es bei Tagesmüttern keine Schwarzarbeit gibt.» Das Modell der Tagesmütter ist derweil­ regional sehr unterschiedlich verankert. «In Zermatt gibt es verhältnis­mässig viele Tagesmütter, vor allem in der portugiesischen Bevölkerungsgruppe», freut sich Biffiger. «Aber auch Zermatt könnte zusätzliche Kräfte­ brauchen.» In anderen Oberwalliser Regionen gibt es im Verhältnis zur Bevölkerungszahl wenige Tagesmütter. «Wir sind sehr froh um jede Frau oder auch jeden Mann, die oder der bereit ist, fremde Kinder für eine gewisse Zeit zu betreuen», sagt Carla Borter.

Martin Meul

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