Region | Visper Spital mit Kapazitätsengpässen
Zu wenig Betten – Patienten werden frühzeitig entlassen
Im Spital in Visp ist es kürzlich mehrere Male zu logistischen Engpässen gekommen. Was läuft schief? Direktor Hugo Burgener nimmt Stellung.
«Das sonnige Wetter wird zahlreiche Sportfreunde auf die Piste locken, wir erwarten eine Vielzahl an Unfällen», sagt ein Arzt im März zu einem Patienten im Visper Spital. Deshalb schlägt er vor: «Ist es möglich, dass Sie das Spitalzentrum bereits heute statt wie vorgesehen erst morgen verlassen?» Der Hintergrund ist klar: Betten sollen frei geschaffen werden. Der Arzt sollte nämlich recht behalten. Es war ein äusserst arbeitsintensives Wochenende, welches auch die Rettungsteams der Air Zermatt erlebten. So wurden 40 Einsätze geflogen. Dies machte den Einsatz von zeitweise sechs Helikoptern nötig. Deshalb Patienten frühzeitig zu entlassen, ist jedoch sehr fragwürdig. Hugo Burgener, Direktor des Spitalzentrums Oberwallis, erklärt: «Die Bettenbesetzung in Brig und Visp wird zentral durch eine professionelle Abteilung, die Bettendisposition, organisiert.» Dies gewähre eine optimale Nutzung aller freien Kapazitäten.
Mit mehr Schmerzmitteln nach Hause
Bei Überbelegung an den «Spitzentagen» werden zusätzliche Räume aus dem ambulanten Bereich wie Tageskliniken in Bettenräume umgenutzt und durch zusätzlich aufgebotenes Personal betreut. Eine solche Planung erfolgt in der Hochsaison bereits einige Tage im Voraus. Als weitere Massnahme werden geplante operative Eingriffe kurzfristig verschoben. Und auch Patientenentlassungen kommen vor, bestätigt Burgener. «Als letzte, äusserst seltene Massnahme werden Patienten frühzeitig, falls medizinisch vertretbar, nach Hause entlassen.» Er fügt in diesem Zusammenhang hinzu, dass die Austrittsmedikation immer der medizinischen Diagnose entspreche. «Eine willkürliche Steigerung von Schmerzmitteln oder anderen Medikamenten durch den verordnenden Arzt ist nicht denkbar», sagt er. Und liegt damit falsch. RZ-Recherchen zeigen auf, dass im März gleich mehreren Patienten angeboten wurde, eine doppelte Variation an Schmerzmitteln nach Hause zu nehmen und früher aus dem Spital entlassen zu werden. Immerhin: Der Patient durfte frei entscheiden, ob er nun nach Hause will oder nicht.
Die Wünsche der Patienten
Der Spitaldirektor ist überzeugt, dass eine Überbelegung von Betten nur selten vorkommt. Die RZ weiss jedoch: Weil es im März zu logistischen Engpässen gekommen ist, wurden Patienten von der Notfallstation nach Hause geschickt, obwohl deren Hausarzt dringend zu einer stationären Behandlung geraten hat. Burgener dazu: «Eine notfallmässige Zuweisung durch den Hausarzt für eine stationäre Aufnahme ist für das Spitalzentrum Oberwallis (SZO) immer verbindlich. In einzelnen Fällen wünscht der Patient jedoch nach dem Eintritt in die Notfallstation und nach der Erstuntersuchung trotzdem nur eine ambulante Weiterbehandlung.» Falls dieser Wunsch des Patienten medizinisch vertretbar sei, werde dem stattgegeben. Wie essenziell sind jedoch die Vormeinungen der Hausärzte? «Der Informationsaustausch und die Zusammenarbeit mit den Hausärzten erfolgt in den allermeisten Fällen sehr gut. Durch die enge Zusammenarbeit im Rahmen der Hausarztnotfallpraxis (Hanow) hat sich dieser enge Kontakt noch wesentlich verbessert.» Aufgrund der Vorfälle, die der RZ vorliegen, steht das Spitalzentrum Oberwallis bei der Zusammenlegung zu einem einheitlichen Spital mit Standort in Brig dennoch vor logistischen Herausforderungen. Burgener ist diesbezüglich optimistisch: «Wir gehen davon aus, dass dies bei einer künftigen Konzentration auf einen einzigen Standort vereinfacht wird.»
Optimierung am neuen Standort
In die Planung des künftigen einzigen Spitalzentrums Oberwallis werden die Ärzte und Pflegekader aller Kliniken stark integriert. Die externen Planungsverantwortlichen haben mit den Berufsfachleuten am SZO schon mehrere längere Diskussionen über deren künftigen Bedürfnisse geführt. «Durch die Zusammenlegung der zwei Spitäler auf einen einzigen Standort werden die Patientenflüsse zwischen den verschiedenen Kliniken – und hier ganz speziell der Notfallstation – zusätzlich optimiert», ist der Spitaldirektor überzeugt. Dass gleich mehrere Helikopter der Air Zermatt kürzlich mit ihren Patienten nach Lugano, Lausanne und Bern geflogen sind, hat laut Burgener nichts mit logistischen Engpässen zu tun. Er sagt: «Diese Verlegungen sind standardmässig so geplant. Ein Entscheid bezüglich Spitalwahl wird in vielen Fällen direkt vom Unfallort aufgrund des Entscheides des Notfallarztes vor Ort oder nachher von der Notfallstation aufgrund des Entscheides des Chefarztes bei Vorliegen von Kopfverletzungen, Mehrfachverletzungen an Knochen und gleichzeitig Organen gefällt.» Solche Patienten müsse man an sogenannten Traumazentren inklusive Neurochirurgie (hier kommen zum Beispiel Bern und Lausanne infrage) behandeln. Hinzu komme, dass in Einzelfällen Patienten – hauptsächlich Touristen – nach der erfolgten Erstversorgung eine sofortige Verlegung in ihr Heimatspital wünschen. Burgener: «Deshalb wurden am besagten Tag auch Patienten in das Spital von Lugano geflogen.»
Simon Kalbermatten
Artikel
Kommentare
Enrico Chivaldori - ↑7↓8
Peinliche Wischiwaschi Politik Wallis! Die Quittung bezahlt wie immer der Steuerzahler! Beispiel ist der Spital in Visp, da werden Millionen reingebuttert in den Standard den man jetzt wie eine heisse Kartoffel fallen lässt und bald dann schliesst.... Das der Direktor zum Bösen Spiel gute Mine machen muss ist wohl klar... Das Oberwallis ist mit Brig / Visp Spital gut gefahren...
antworten