Lebendige Tradition | Krippenfiguren aus Visperterminen
«Zu den Figuren kam ich durch ein fehlendes Auto»
Seit fast einem halben Jahrhundert stellt Susanne Berchtold aus Visperterminen schon Krippenfiguren her. Bis heute vermittelt sie ihr Wissen zusammen mit ihrer Kollegin Ursula Studer auch in Form von Kursen.
«Zu den Krippenfiguren kam ich durch ein fehlendes Auto», erinnert sich Susanne Berchtold. Anfang der 1970er-Jahre wurde sie von ihrer Cousine gebeten, sie zu einem Kurs für die Herstellung der bekannten Krippenfiguren nach Brig zu fahren, da die Cousine nicht motorisiert war. «Also dachte ich, ich könnte doch auch gleich am Kurs teilnehmen und so kam ich zu der Herstellung der Krippenfiguren», sagt Susanne Berchtold und lacht. «Gleichzeitig war es die Erfüllung eines Kindheitstraums, denn ich hatte Jahre zuvor in einer Zeitschrift die Anleitung für die Herstellung von Puppen gesehen und war seitdem fasziniert von Puppen und Krippenfiguren.» Schon bald nach der Herstellung ihrer ersten Krippenfiguren begann Susanne Berchtold damit, ihr Wissen auch an andere interessierte Personen weiterzugeben. Bis heute gibt sie regelmässig Kurse, in denen sie zeigt, auf was es bei der Herstellung der bekannten Figuren «ohne Gesicht» ankommt.
Nicht gesichtslos
Dass die Figuren kein Gesicht hätten, sei übrigens gar nicht wahr, betont Berchtold. «Vor vielen Jahren mag das gestimmt haben», sagt sie. «Als ich mit den Figuren anfing, waren die Gesichter in der Tat flach und ohne Ausdruck. Heute modellieren wir ihnen aber Konturen, sodass jede Figur einen ganz speziellen Ausdruck hat.» Die Gesichter sind indes nicht das Einzige, was sich an den Figuren über die Jahre hinweg verändert hat. «Auch die Füsse und Hände wurden immer weiterentwickelt, sodass es heute viel einfacher ist als früher, die Krippenfiguren zu machen», erklärt Berchtold. Ihre erste Figur war übrigens eine Maria, die selbstredend bis heute in ihrer grossen Krippe im Wohnzimmer steht.
Leidenschaft Handarbeit
Die Krippenfiguren sind indes nicht der einzige Bereich der Handarbeit, der Susanne Berchtold fasziniert. «Ich liebe es, selbst Dinge zu gestalten», sagt sie. 1984 habe sie darum auch mit ihrer Kollegin Ursula Studer die Handarbeitsstube im Dorf gegründet. «Wir stellen dort Strickwaren aller Art her, zum Beispiel Pullover, Mützen oder Schals», führt Ursula Studer aus. «Und natürlich die bekannten ‹Chirlihändstees›.» Dabei handelt es sich um Pulswärmer, die früher von den Tärbiner Frauen zur Tracht getragen wurden und heute zu einem modischen Accessoire avanciert sind.
Martin Meul
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