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Zermatt: Verzug bei Biogasanlage
Zermatt | Im Matterhorndorf sollte bis Ende 2014 eine unterirdische Biogasanlage entwickelt werden. Der Bau verzögert sich. Unter anderem wegen EU-Vorschriften.
Der Zermatter Hotelier und Landwirt Paul Julen ist ein Macher. Weil mehr als die Hälfte des Abfalls seiner Heimatgemeinde Zermatt organisch ist und bei ihm landet, machte er das Material bisher mittels einer Hammermühle pumpfähig und liess es zur Verwertung in die nächstgelegene Biogasanlage nach Villeneuve in den Kanton Waadt fahren. Die Strecke beträgt rund 140 Kilometer. Das war nicht besonders ökologisch. Deshalb will Julen in Zusammenarbeit mit einem deutschen Unternehmen eine unterirdische Biogasanlage entwickeln. Der Standort: Direkt neben seinem Hof in Zermatt. Den Walliser Medien sagte der Zermatter vor Jahresfrist, dass die Anlage bereits im November 2014 in Betrieb genommen werden könnte. Nun kam es anders.
Projekt unter extremen Bedingungen
Der Bau (Kostenpunkt 2,5 Millionen Franken) stellt für die Planer der Konstanzer Firma Gicon Grossmann Ingenieur Consult GmbH eine besondere Herausforderung dar. Die geografischen und klimatischen Verhältnisse sowie die saisonalen Schwankungen der Abfälle aufgrund des Tourismus machten eine individuelle Lösung notwendig. «Das Ergebnis kann als Wegweiser für Projekte unter extremen Bedingungen dienen», sagt Heribert Krämer, Leiter der GmbH der RZ. Durch den Standort spielen auch die hohen Transportkosten eine grosse Rolle. «Der dezentrale Standort lässt Fahrwege kostspielig werden und erschwert dadurch die Abfuhr überschüssigen Mülls, aber auch die Zufuhr externer Substrate», so Krämer. Zudem habe auch der Transport aus einem EU-Land am Zoll weitere Komplikationen mit sich gebracht. Nach langer Planung ist nun eine Anlage entstanden, mit der die Gemeinde ihre organischen Abfälle in Zukunft selbstständig entsorgen kann. Wann ist sie betriebsbereit? Krämer: «Obwohl wir den Bau frühestens im April abschliessen, kann die Anlage bereits im März in Betrieb genommen werden.»
Strom für 200 Haushalte jährlich
Die Anlage soll künftig alle in der Gemeinde anfallenden Speisereste sowie Schafs- und Kuhmist verarbeiten und damit jährlich zwischen 500 000 und 700 000 kWh Strom produzieren. Das reicht, um schätzungsweise 200 Haushalte während eines Jahres mit Strom zu versorgen. Die anfallenden Gärreste werden in der Landwirtschaft wieder als Dünger eingesetzt. Damit schliesse sich der Kreislauf, sagt Krämer.
Simon Kalbermatten
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